Cervantes - Aufbruch zum modernen Menschen: Eine psychoanalytische Studie

Der 400. Todestag von Cervantes gibt Anlass, seine Denkund Erlebensweise mit der eines modernen Menschen zu vergleichen. Cervantes hat als einer der ersten Autoren individuelles Erleben aus reflektierendem Abstand beschrieben. Sein Beispiel zeigt, wie das Schicksal einer Person sowohl psychisch durch frühe Prägungen als auch durch die Zufälle von Zeitgeist und politischen Wechselfällen bestimmt wird. Deshalb schulden wir Cervantes Dankbarkeit dafür, dass er mit seinen Aufbrüchen und Antworten auf Zeitgeist, Religion und Politik den Fortschritt in die Moderne mit vorbereitet hat.

Cervantes überragende Fähigkeit war, sowohl die Einengungen durch das Lebensmuster wie auch die durch schwerste Traumatisierungen mit seiner Kreativität zu überwinden und befreiende Antworten zu finden. Seine kreativen Aufschwünge in unterschiedlichen Lebensaltern zeigen die Merkmale der typischen Lebens- und Reifungsphasen, die jeder Mensch durchläuft.

Seine Meisterschaft kam trotz großer Widerstände sogar noch, ja gerade erst im hohen Alter zur Vollendung. Er fand kreative Antworten auf körperlichen Verfall und bevorstehenden Tod. Wie er das gemacht hat, sollte in unserer Zeit der rapide steigenden Langlebigkeit von hohem Interesse sein und nützliche Hinweise geben. Denn im letzten halben Jahrtausend sind die psychischen Probleme jeder Lebensphase, die inneren und äußeren Bedingungen für die persönlichen Schicksale und auch die Ansätze, ihnen mit menschlichen Antworten zu begegnen, offenbar gleichgeblieben.

Helmut Luft, Dr., geboren 1924, ist ehemaliger Nervenarzt und Psychoanalytiker. Seit 1994 Mitarbeit im Kasseler Arbeitskreis »Psychoanalyse und Altern«. Zahlreiche Publikationen in Fachzeitschriften. Bei Brandes & Apsel: Gutes Altern (2. Aufl. 2014) und Die Kunst, dem Alter zu begegnen.

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