IM GESPRĂ„CH MIT
Autor/in: Dieter Sandner / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Dieter Sandner aus München, Deutschland zu begrüßen:
Studium der Psychologie, Soziologie und Philosophie an der Universität München. Promotion zum Thema "die konzeptionelle Erfassung der psychischen Dynamik in Selbsterfahrungs- und Therapiegruppen“. Mehrjährige Forschungstätigkeit an der Forschungsstelle für Psychopathologie und Psychotherapie in der Max Planck Gesellschaft (Projekt: die gemeinsame psychoanalytische Behandlung von neurotischen und psychotischen Patienten), psychoanalytische und gruppenanalytische Weiterbildung in München und Ulm. Seit 1986 niedergelassen als Psychoanalytiker und Gruppenanalytiker in München. Habilitation für “Psychologie mit besonderer Berücksichtigung der Psychoanalyse“ an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Klagenfurt (1995). Schwerpunkt der Lehre: Psychoanalyse, Gruppenanalyse, psychoanalytische Kulturpsychologie und klinische Sozialpsychologie. Letzte Buchveröffentlichungen: Die Gruppe und das Unbewusste (2013), Die Gesellschaft und das Unbewusste. Kulturpsychologische Erkenntnisse (2017).
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse?Dieter Sandner: Eigentlich hatte ich nach meinem Studium der Psychologie mit der Psychoanalyse nichts am Hut. Ich habe dann aber an einem Selbsterfahrung -Wochenende einer psychoanalytischen Gruppe teilgenommen und war begeistert. Aber auch dann habe ich mich hauptsächlich für Gruppenanalyse interessiert. Aufgrund eigener Schwierigkeiten habe ich eine Einzelanalyse begonnen und wollte von da an Psychoanalytiker werden.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen?Dieter Sandner: Ich glaube nicht, dass Freud zu einem wirklichen Gespräch bereit wäre. Aber wenn ja, würde ich fragen, warum er so große Angst von Frauen und allem Weiblichen hat.
DWP: Stoff- oder Ledercouch?Dieter Sandner: Eigentlich Leder-Couch, aber ich habe eine Stoff-Couch.
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens?Dieter Sandner: Ich habe kein Lieblingsmärchen, interessiere mich aber sehr für mythologische Erzählungen wie zum Beispiel "der goldene Esel" von Apuleius , die Geschichte von "Amor und Psyche“.
DWP: Ich träume…..Dieter Sandner: ich träume, dass psychische und soziale Konflikte einvernehmlich gelöst werden, nicht durch Kampf und Dominanz des Stärkeren.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen?Dieter Sandner: Ich finde an der Psychoanalyse besonders gut, dass sie sich um die verborgenen unbewussten Hintergründe menschlichen Verhaltens bemüht. Es gefällt mir nicht, dass unterschiedliche psychoanalytische Schulen die Wahrheit für sich pachten, sich wenig bemühen aufeinander zuzugehen und auf kreative Weise komplexere Betrachtungen und Einschätzungen zulassen.
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen?Dieter Sandner: Ich habe erlebt: Eine bestimmte analytische Arbeitsweise beziehungsweise Interpretation wurde von einem Supervisor als sehr gut, von einem anderen als mangelhaft gesehen. Nichtsdestoweniger habe ich von beiden eine Menge gelernt.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud?Dieter Sandner: „Die Menschen haben es jetzt in der Beherrschung der Naturkräfte soweit gebracht, dass sie es mit deren Hilfe leicht haben, einander bis auf den letzten Mann auszurotten. Sie wissen das, daher ein gut Stück ihrer gegenwärtigen Unruhe, ihres Unglücks, ihrer Angststimmung. Und nun ist zu erwarten, dass die andere der beiden himmlischen Mächte, der ewige Eros, eine Anstrengung machen wird, um sich im Kampf mit seinem ebenso unsterblichen Gegner zu behaupten" (Freud 1930, das Unbehagen in der Kultur)
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen?Dieter Sandner: CG Jung, Melanie Klein, WR Bion, S. Ferenczi, OF Kernberg und meinem väterlichen psychoanalytischen Lehrer, Walter Schindler (1896 bis 1986), einem Schüler von Wilhelm Stekel.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!