IM GESPRÄCH MIT
Autor/in: STEVEN STERN / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Steven Stern aus Portland, Maine in den U.S.A. zu begrüßen:
AUSBILDUNG
Amherst College, Amherst, MA (1966-1970)
B.A., Cum Laude
Ehrungen: Unabhängiger Gelehrter in der Literatur
Universität von Illinois, Champaign, IL (1974-1981)
M.S 1979, Klinische Psychologie
Psy.D. 1981, Klinische Psychologie
Universität Wisconsin, Abt. Psychiatrie, Madison, WI. (1978-1979)
Praktikum in der Klinischen Psychologie
Chicago Institut für Psychoanalyse, Chicago, IL (1992-1999)
BERUFLICHE KREDITALIEN, VERPFLICHTUNGEN, VERANTWORTLICHKEITEN
Staatlich anerkannter Klinischer Psychologe, Bundesstaat Maine (# PS1128)
Staatlich anerkannter Klinischer Psychologe, Bundesstaat Illinois (Nr. 071-003158)
American Psychological Association
APA Division 39 (Psychoanalyse)
International Association of Relational Psychoanalysis and Psychotherapy (IARPP)
Mitglied des Internationalen Rates, Internationale Vereinigung für Psychoanalytische Selbstpsychologie (IAPSP)
FAKULTÄT
Fakultät, Massachusetts Institut für Psychoanalyse (Cambridge / Boston) (2003-Gegenwart).
Außerordentlicher Professor für Psychiatrie, Tufts University School of Medicine und Maine Medical Center (2011-Gegenwart)
Fakultät, Chicago Institut für Psychoanalyse (2000-2004).
Klinischer Assistent Professor für Psychiatrie, Universität von Vermont Medical School / Maine Medical Center (2003-2011).
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse?Steven Stern: (1) Während meines Colleges, arbeitete ich 3 Sommer lang in einem analytisch orientiertem therapeutischem Lager/Camp in New Hampshire. Es war eine Feuertaufe, da ich die meiste Zeit alleine mit 10 Jahren alten Burschen in einer Hütte im Wald war! Mit der Hilfe von Supervisoren, die analytisch sehr geschickt waren, lernte ich, mit dem was eine Nachahmung von „Herr der Fliegen“ sein hätte können, in eine tiefe therapeutische (wenn auch emotional etwas raue) Erfahrung zu konvertieren. (2) Als psychologischer Intern in Madison WI in den späten 70ern, an einem Fall zu arbeiten von einer mehrfach missbrauchten jungen Frau, die an der Grenze zum Erwachsen sein war und mit eigenen Augen die transformatierende Kräfte des emphatischen Verstehens und Verbindung zu sehen und dabei von einem Analytiker, der selbst psychologisch orientiert war, superviediert zu werden.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen?Steven Stern: Ich würde mit ihm über die analytische Beziehung und seine eigenen großen Abweichungen von seinem offiziellen, empfohlenen technischen Ansatz (Lynn & Valliant, 1998) sprechen. Er war alles andere als anonym, nicht-richtungsdeutend und persönlich unaussprechlich. Ich würde ihn fragen, wie er die therapeutische Wirkung der Psychoanalyse wirklich betrachtete, angesichts seines relationalen Engagements mit praktisch allen seinen Patienten, besonders in seinen späteren Jahren.
DWP: Stoff- oder Ledercouch?Steven Stern: Stoff, weil die Couch für meine Patienten ist: nicht für meine Identifikation zu Freud!
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens?Steven Stern: Da fällt mir keines ein.
DWP: Ich träume…..Steven Stern: Ich träume von Hindernissen, so dass der Traum als Job arbeitet; Und von Möglichkeiten, so hat die Traumarbeit ein Ziel und den Wunsch, es zu verfolgen!
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen?Steven Stern: GUT: Die Genialität und das Potential zur Heilung, die unsere wichtigsten Theorien besitzen, vor allem, wenn man sie kombiniert. SCHLECHT: Die Institutionalisierung und die historische Starrheit der psychoanalytischen Denkschulen, die zu Störungen in der Kreativität und der Freiheit (in Theorie und Praxis) führen und interdisziplinären Dialog langweilig machen, weil die TeilnehmerInnen glauben, dass sie bereits die echten Wahrheiten kennen und so nicht wirklich zuhören. Ein großes Hurra für rigoroses, kreatives, integratives Denken!
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen?Steven Stern: Ich hatte am Anfang vor allem das Problem für die Ausbildung aufgenommen zu werden, da ich ein Psychologe war, der sich in den späten 1980 Jahren anmelden wollte. Ich wurde an einem anderen Standard gemessen, als anderen Bewerber mit einer psychiatrischen Ausbildung und wurde deshalb auch das erste Mal abgelehnt. Aber einmal zugelassen, konnte ich mich nicht wirklich beschweren, da ich im Großen und Ganzen eine positive, lebensändernde Erfahrung gemacht habe und ich hatte den Eindruck, dass mich die meisten Ausbilder respektierten.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud?Steven Stern: „Der Schatten des Objekts fiel so auf das Ich“ (Trauer und Melancholie)
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen? Steven Stern: Ich habe von vielen gelernt, aber besonders von Winnicott, Bion, Sullivan, Kohut, Bollas, und Ogden.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!
Anschließend finden Sie noch ausgewählte Publikationen des Autors.
Kontaktdaten des Autors:
Steven SternAUSGEWÄHLTE PUBLIKATIONEN
Stern, S. (2017). Needed relationships and Psychoanalytic Healing: A Holistic Relational Perspective on the Therapeutic Process. London: Routledge.
(2017). Holistic Thinking and Therapeutic Action: Building on Louis Sander’s Contribution. Psychoanalytic Dialogues, 27: 89-103.
(2017, In Press). Needed Analytic Relationships and the Disproportionate Relational Focus on Enactments. In J. Slochower, S. Grand, and L. Aron (Eds.) Decentering Relational Theory: A Comparative Critique. London and New York: Routledge, In Press.
(2016), Complexity and risk in relational therapy: Discussion of Joye Weisel-Barth’s “Courting the real and stumbling in realithy.” International Journal of Psychoanalytic Self Psychology, 11: 126-135.
(2014), A 9-year analysis with a connection-resistant patient: Theory, reality, and the messiness of therapeutic action. International Journal of Psychoanalytic Self Psychology, 9: 172-192.
(2012), Unpacking alchemy: Commentary on paper by Noelle Burton. Psychoanalytic Dialogues, 22: 687-695.
(2011), The therapeutic action of analytic love: Commentary on Joye Weisel-Barth’s “Katherine: A Long Hard Case.” International Journal of Psychoanalytic Self Psychology, 6: 489-504.
(2010), Recognition revisited: Commentaries on Donna Orange’s (2008) “Recognition as: Intersubjective Vulnerability.” International Journal of Psychoanaltyic Self Psychology, 5: 223-226.
(2009), Session frequency and the definition of psychoanalysis, Psychoanalytic Dialogues, 19: 639-655.
(2009), The dialectic of empathy and freedom. International Journal of Psychoanalytic Self Psychology. 4: 132-164.
(2008), In praise of language. International Journal of Psychoanalytic Self Psychology. 3: 504-506.
(2007), The conundrum of self-care. Contemporary Psychoanalysis, 43, 605-620. (This paper was based on a paper originally presented at Grand Rounds, Maine Medical Center, Dept. of Psychiatry, 2004-5)
(2004), The yin and yang of intersubjectivity: Integrating self-psychological and relational thinking. Progress in Self Psychology, 20, 3-20.
(2002), The self as a relational structure: A dialogue with multiple self theory. Psychoanalytic Dialogues, 12, 693-714.
(2002), Identification, repetition and psychological growth: An expansion of relational theory. Psychoanalytic Psychology, 19, 722-738.
(1994), Needed relationships and repeated relationships: An integrated relational perspective. Psychoanalytic Dialogues, 4, 317-345.