IM GESPRĂ„CH MIT
Autor/in: TOGHRUL SALAMZADE / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die AutorInnen der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Lesern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Toghrul Salamzade aus Istanbul, Türkei zu begrüßen:
Geboren in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans. Als er 10 Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Nordzypern. Im Jahr 2010 hatte er das Gymnasium absolviert und entschied sich für das Studium der Psychologie an der Girne American University. Nach seinem Studium zog er in die Türkei. In seiner Studienzeit hatte er Schulungen und Kurse über Sextherapie und Hypnose. 2014 zog er nach Istanbul, Türkei. In Istanbul, vertiefte er sein Wissen über Psychologie und absolvierte zusätzlich 13 Schulungen und Kurse über Psychologie.
Er gibt Seminare und Konferenzen über verschiedene Themen wie forensische Psychologie, Kindersexualität, Sucht usw. Er hat fast alle Bücher von Freud und Fromm gelesen und arbeitet in Istanbul als Psychotherapeut.
DWP: Was brachte Sie dazu sich mit der Psychoanalyse zu beschäftigen, beziehungsweise mit Freud und seinen Errungenschaften?Toghrul Salamzade: Ich liebe Philosophie! Als ich zuerst Psychologie studierte, begann ich Bücher von Sigmund Freud zu lesen. Freud liebt die Frage "Warum?". Und das ist auch die Grundlage der Psychoanalyse. Freud war anders als andere: er war radikal! Er machte radikale Aussagen und zwang mich, über seine Theorien nachzudenken.
Für mich speziell sind die Traumdeutung und der Ödipuskomplex sehr interessante Dinge in der Psychoanalyse. Traumdeutung ist Dogma; Und das ist es was sie anders macht - zumindest denke ich das.
DWP: Haben Sie sich je einer Psychoanalyse unterzogen?Toghrul Salamzade: Ja. Es ist 2-3 Jahren her und es war eine Erfahrung, diie mir die Augen geöffnet hat.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen?Toghrul Salamzade: Die Gesprächsthemen wären definitiv „Bindungsstörungen eines Individuums” (Ödipuskomplex) und Gott. Ich würde mit ihm über diese beiden Themen reden, weil ich glaube, dass es lebenswichtige Fragen in der heutigen Gesellschaft sind.
DWP: Stoff- oder Ledercouch?Toghrul Salamzade: Stoffcouch! Sie erinnert mich an meine Kindheit :)
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens?Toghrul Salamzade: Sehr gute Frage! Mein Großvater hat mir viele Märchen erzählt, als ich noch ein Kind war. Er hat mir ein Märchen erzählt über einen Jungen, der gegen Drachen und Monster gekämpft hat. Er hat sie alle getötet, um seine Liebste zu retten.
Und ja, ich glaube, dass es Parallelen in meinem Erwachsenenleben gibt. Zum Beispiel gibt es in diesen Märchen gute Hunde und Katzen, die diesen jungen Mann geholfen haben. Und jetzt in meinem erwachsenen Leben sehe ich mich als Tierliebhaber! Dies ist nur eine der Parallelen, die ich sehen (und erkennen) kann, zumindest bis jetzt.
DWP: Ich träume…..Toghrul Salamzade: Ich vergöttere Freud nicht. Aber seine Beharrlichkeit, sein Wissen und seine Denkweise ermutigen mich! In meinem Leben als Psychologe möchte ich so bestimmt sein wie Freud. Seine Ideen galten in seiner Zeit als "absurd". Aber er versuchte, sein Bestes zu tun. Ich möchte das gleiche tun.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen? Toghrul Salamzade: Psychoanalyse zwingt Individuen zu denken. Es spielt keine Rolle, wer Sie sind; Sie müssen denken! Eines der größten Probleme des 21. Jahrhunderts ist, glaube ich, dass die Menschen nicht gerne denken. Die Psychoanalyse zwingt uns zu denken.
Eine andere Sache, die ich über die Psychoanalyse sagen kann, ist, dass sie die Wurzel des Problems findet und es direkt aufzeigt.
Wo ich mit der Psychoanalyse noch nicht übereinstimmen kann, ist bei "Religionsthemen". Ich glaube, dass Religion und Gott voneinander getrennt sind. Die Menschen können irgendwann nach übernatürlichen Mächten (wie Gott) suchen, aber Freud (mag sein Hintergrund auch jüdisch sein) widersprach vor allem der europäischen (christlichen) Idee von Gott. Das ist das einzige, wo ich mit Freud nicht einverstanden bin :)
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud?Toghrul Salamzade: Ich habe viele Lieblingszitate von ihm. Aber das ist mir das Liebste:
„Die meisten Menschen wollen die Freiheit nicht wirklich, weil Freiheit Annahme von Verantwortung bedeutet, die meisten Menschen zittern vor solcher Annahme.“
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen?Toghrul Salamzade: Ja, ich möchte Lacan, Heinz Hartmann und Melanie Klein studieren. Je mehr man weiß, desto mehr werden einem die Augen geöffnet!
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!
Kontakdaten des Autors:
Toghrul Salamzade