IM GESPRĂ„CH MIT
Autor/in: GABRIELE CHORNEY / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Gabriele Chorney aus Rhode Island, U.S.A. zu begrüßen:
Ausbildung:
Doktorin der Psychoanalyse: Boston Graduate School of Psychoanalysis, 2013
Zertifizierte Psychoanalytikerin: Boston Graduate School of Psychoanalysis, 2013
MA der Psychoanalyse: Boston Graduate School of Psychoanalysis 2001
BA der Freien Künste: Thomas A. Edison State College, 1999
Akademische Auszeichnungen:
2014 Nominiert für den Gradiva Award - Student Paper
Berufserfahrung:
Private Praxis, 2001- Heute
Advisor an der Boston Graduate School of Psychoanalysis, 2001 bis heute
Klinische Therapeutin (Doktorand) BGSP
BGSP - Therapy Center (2001 -2009)
Master Thesis über „The Meaning of Food” 2001
Dissertation über „Intervention as Transference - Countertransference Enactment” 2013
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse? Gabriele Chorney: In den 1990er Jahren, nachdem ich zwei Kinder großgezogen haben, stand ich vor der Frage, was ich mit dem "Rest meines Lebens" tun sollte. Mein Mann und ich kämpfte mit der Aufsicht unseres Sohnes, der mit illegalen Drogen herum experimentierte. Um eine sinnvolle Intervention zu leisten, haben wir beschlossen, Familientherapie zu beginnen; so lernte ich meine heutige Psychoanalytikerin kennen. Der Rest ist Geschichte. Wir konnten unseren Sohn retten und ich folgte in den Fußstapfen meiner Psychoanalytikerin, die Theorie zu studieren, die sie angewendet hat um uns zu helfen.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen? Gabriele Chorney: Ja, ich würde Dr. Freud darum bitten seine Haltung gegenüber Psychosen zu überdenken und noch einen Blick auf die Arbeit der narzisstischen Übertragung und auf die präverbalen Charakterstörungen zu werfen.
DWP: Stoff- oder Ledercouch? Gabriele Chorney: Eine Couch die den Patienten einläd, es sich gemütlich zu machen und ihn dazu bringt alles zu sagen.
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens? Gabriele Chorney: Interessante Frage; ich muss etwas mehr darüber nachdenken! Meine spontane Antwort wäre, dass ich mich mit allen von ihnen teilweise Identifiziere. Märchen sind grausam und bezaubernd; und so ist das Leben.
DWP: Ich träume… Gabriele Chorney: ....regelmäßig und ich erinnere mich oft an ihren manifesten Inhalt; was mich dazu befähigt, die ihnen zugrunde liegenden (latenten) Bedeutungen zu erkunden. Träume sind der Königsweg zu unseren Unbewussten Wünschen und Ängsten und ich lade sie ein, mich zu besuchen, wann immer es geht.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen? Gabriele Chorney: Ich bin eine moderne Psychoanalytikerin die der Methode von Dr. Hyman Spotnitz, der erfolgreich erforscht hat, wie man mit Psychosen und präverbalen Charakterstörungen arbeiten kann, folgt. Obwohl ich mit seiner Methodik arbeite und an sie glaube, finde ich es auch notwendig, den Rahmen an das Bild anzupassen und die Größe der Couch an den Patienten. Es gibt keine Universallgröße. Unsere induzierten Gegenübertragungen von Gefühlen werden uns immer auf die Bedürfnisse der Patienten führen. Wir müssen flexibel sein. Die Psychoanalyse ist eine Kunst, welche zurzeit nur "lauwarm" angewandt wird.
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen? Gabriele Chorney: Meine Ausbildung an der Boston Graduate School of Psychoanalysis war eine der besten. Ich kann ihre Studienkurse mit voller Überzeugung allen Studenten nur weiterempfehlen. Der Schlüssel zum Erfolg ist es standhaft zu bleiben und das Programm mit all seinen Hürden und emotionalen Höhen und Tiefen, egal wie anstrengend es manchmal sein kann, zu beenden. Ein Psychoanalytiker zu werden bedeutet, gleichzeitig immer auch mit sich selbst im Reinen zu sein. Das erfordert Mut und Hingabe. Ich sage oft "Die Psychoanalyse ist nicht für Weichlinge ".
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud? Gabriele Chorney: „Ganz ehrlich mit sich sein ist eine gute Übung.“
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen? Gabriele Chorney: Während meiner 16 Jahre des Studiums der Psychoanalyse beim BGSP habe ich mich mit den meisten der psychoanalytischen Gurus unserer Zeit vertraut gemacht. Den, den ich bevorzuge ist Winnicott; denn ich bin immer bestrebt, "gut genug" zu sein.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!