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Leitartikel


DER WIENER PSYCHOANALYTIKER möchte nicht nur bereits international etablierten Psychoanalytikern/Innen, sondern auch noch unbekannten Psychoanalytikern/Innen die Gelegenheit geben einen selbstverfassten, bisher noch nicht publizierten Artikel auf der Titelseite unseres Onlinemagazins zu posten!

Im Forum werden dann dazu alle User Stellung nehmen, Fragen formulieren und kommentieren können. Wir wollen dadurch einen bisher so noch nicht dagewesenen, internationalen Gedankenaustausch zwischen Psychoanalyse-Interessierten ermöglichen.
Aktuelle Textsprache ist Deutsch und/oder Englisch.

Bei Interesse, Ihre Zusendungen bitte an:
leitartikel@derwienerpsychoanalytiker.at


(Werden Personenbezeichnungen aus Gründen der besseren Lesbarkeit lediglich in der männlichen oder weiblichen Form verwendet, so schließt dies das jeweils andere Geschlecht mit ein.)

IM GESPRĂ„CH MIT

Autor/in: ELISABETH HĂ–CHTL-WALLNER / DWP

(13.01.2016)
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In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.


Diese Woche freuen wir uns ganz besonders Elisabeth Höchtl-Wallner aus Wien, Österreich zu begrüßen:

Psychotherapeutin (Psychoanalytische Psychotherapie/Psychoanalyse) in freier Praxis, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerin, 10-jährige Tätigkeit im Bereich der Führungskräfteaus- und Weiterbildung, seit 2006 an der Beratungsstelle der Akademie der bildenden Künste Wien tätig, Mitglied im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse.



DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden.

Elisabeth Höchtl-Wallner: Narzissmus, das Unbewusste und die Fragen zur Ich-Entwicklung.


DWP: Ich träume...

Elisabeth Höchtl-Wallner:... also bin ich. Für mich ist die Beschäftigung mit Träumen, aber auch die dem Bewusstsein näher liegenden Tagträume der Weg zu einem erfüllten Leben. Träume zeigen uns Wünsche, Sehnsüchte, aber auch Ängste und Sorgen. Sie sind Ausgangspunkt für Entwicklung und Veränderung.


DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen?

Elisabeth Höchtl-Wallner: Die berechtigte und ernst zu nehmende Sehnsucht vieler Menschen ist, ein schönes Leben zu führen, glücklich zu sein und aus dem Leben etwas zu machen. Viele Menschen möchten in einer Partnerschaft leben, ev. eine Familie gründen und Kinder bekommen. Fast alle müssen ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen und möchten einen für sie befriedigenden Beruf erlernen bzw. ausüben. Zudem soll es Raum für Freundschaften und für sich selbst geben. Jeder einzelne Lebensbereich ist nicht einfach zu gestalten und ist voller Widersprüche und schwieriger Situationen. Manchen Menschen bleibt einer oder mehrere der Lebensbereiche trotz Bemühungen verschlossen. Andere können sich alle Bereiche aus sich heraus erobern, sie plagen jedoch Selbstzweifel, Hemmungen oder schlechte Gefühle. Warum dies so ist, ist eine Frage für eine psychoanalytische Behandlung.

Das besonders Gute an der psychoanalytischen Behandlung ist, dass Menschen, die mit etwas nicht zurechtkommen, im Psychoanalytiker, in der Psychoanalytikerin einen Menschen finden, der sie in ihrer Selbstwerdung und Ich-Entwicklung wesentlich unterstützen kann. Bei Bedarf kann auch ein Stück glücklicher Kindheit nachgeholt werden.

Ziel der psychoanalytischen Behandlung ist aus meiner Sicht, bestimmte Lebensthemen wie Partnerschaft, Kinder, Beruf, Gesundheit, Freundschaften in den Fokus zu nehmen, um sich „dieses Feld“ anzueignen und Selbstzweifeln und schlechten, quälenden Gefühlen auf den Grund zu gehen. Die Psychoanalyse ist nicht nur eine interessante Theorie, sie vermag es auch, einem Menschen zu einem befriedigenden Leben zu verhelfen. Das finde ich großartig!

Was ich an der Psychoanalyse nicht mag: sie ist leider kein Wundermittel. Wie schön wäre es, bräuchte man nur zur Therapie zu gehen und alle Probleme wären auf einmal gelöst. Stattdessen braucht jede Frage zur Bearbeitung Zeit und muss dann im Leben draußen verwirklicht werden. Tröstend allerdings ist, dass sich der Einsatz lohnt! Was uns bis zur Erfindung einer Wunderpille bleibt, ist die Analyse der zugrundeliegenden Schwierigkeiten. Dazu bedarf es Mut, Willenskraft und der Einsatz von Zeit und finanziellen Mitteln.


DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud?

Elisabeth Höchtl-Wallner: Freuds berühmtes Zitat „Wo Es war soll Ich werden“.


DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen?

Elisabeth Höchtl-Wallner: Melanie Klein eröffnete mir einen Einblick in das Seelenleben der Kinder und ihre Auseinandersetzung mit Aggression und Neid ist für mich wesentlich. Die Beschäftigung mit Lou Andreas Salomé brachte mir das „Passive“, das Genießen sowie den Sadomasochismus näher. Ebenso sind für mich Otto Kernberg, die Vertreter der modernen kleinianische Psychoanalyse und die vielen interessanten Vorträge meiner Kolleginnen und Kollegen bedeutsam.


Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!



Kontakdaten der Autorin:
Elisabeth Höchtl-Wallner


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