IM GESPRĂ„CH MIT
Autor/in: WOLFGANG SCHMIDBAUER / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Wolfgang Schmidbauer zu begrüßen:
Geboren am 15. Mai 1941 in München als zweiter Sohn von Eduard Schmidbauer und Elisabeth Schmidbauer, geb. Günther. 1944 ausgebombt, Umzug nach Passau/Ndb.
Studium der Psychologie an der LMU München 1960 bis 1966. Parallel zum Studium Arbeit als Reporter und Redakteur eines Ärztemagazins (Selecta).
Anschließend Promotion bei Albert Görres in München mit Hilfe eines Stipendiums der Stiftung Volkswagenwerk über „Mythos und Psychologie - Methodische Probleme, aufgezeigt an der Ödipussage“. Übersiedlung nach Italien, Tätigkeit als freier Schriftsteller. 1971 Rückkehr nach Deutschland. In Zusammenarbeit mit Günter Ammon Gründung eines psychoanalytischen Instituts in München. Ende 1972 Trennung von Ammon; Weiterarbeit mit einer Gruppe von Ärzten, Psychologen und „Laien“ in einer neu konzipierten psychoanalytischen Ausbildung mit starker Akzentuierung von gruppen- und familientherapeutischen Elementen.
Im Lauf dieser Aufbauarbeit entstehen zwei Vereine, in denen Schmidbauer verschiedene Funktionen ausübt; gegenwärtig ist er Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für analytische Gruppendynamik, in der Gruppenleiter, Supervisoren und Familientherapeuten ausgebildet werden und Lehranalytiker der Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse, die inzwischen als Ausbildungsinstitut für Psychoanalytiker von der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie anerkannt ist. Seit 1973 arbeitet Schmidbauer neben seiner Tätigkeit als Autor in freier Praxis als Einzel-und Gruppentherapeut.
1976 bis 1980 ist er Lehrbeauftragter und Prüfer im Fach klinische Psychologie an der LMU München; 1986 Gastprofessor für Psychoanalyse an der Gesamthochschule Kassel.
Neben Sachbüchern, von denen einige Bestseller wurden, hat Schmidbauer auch eine Reihe von Erzählungen, Romanen und Berichten über Kindheits- und Jugenderlebnisse geschrieben. Er ist Kolumnist des ZEIT-Magazins und regelmäßiger Mitarbeiter von Fachzeitschriften und Tageszeitungen.
Einige wichtige Titel:
Rowohlt-Verlag: Die hilflosen Helfer. Über die seelische Problematik der helfenden Berufe; Helfen als Beruf. Die Ware Nächstenliebe; Die Angst vor Nähe; Alles oder nichts. Über die Destruktivität von Idealen; Weniger ist manchmal mehr. Die Psychologie des Konsumverzichts; Eine Kindheit in Niederbayern; Ein Haus in der Toscana; Die Kentaurin. Erzählung
Herder-Verlag: Das Geheimnis der Zauberflöte; Dranbleiben. Die gelassene Art, Ziele zu erreichen; Lebensgefühl Angst; Drei Generationen – Psychogramm der Bundesrepublik
DTV: Die einfachen Dinge; Persönlichkeit und Menschenführung.
Gütersloher Verlag: Das Mobbing in der Liebe; Die psychologische Hintertreppe; Paartherapie – Konflikte verstehen, Lösungen finden.
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse? Wolfgang Schmidbauer: Ich habe schon früh Freud gelesen und fand seinen Stil faszinierend.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen? Wolfgang Schmidbauer: Ich glaube, ich würde mit ihm über das Sammeln reden, über Italien und die Archäologie. Und vielleicht auch über Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik.
DWP: Stoff- oder Ledercouch? Wolfgang Schmidbauer: Ich benutze ein Biedermeierbett mit einem Kelim und Kissen.
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens? Wolfgang Schmidbauer: Mein gegenwärtiges Lieblingsmärchen ist die Geschichte von Frodo: Tolkiens „Herr der Ringe“.
DWP: Ich träume… Wolfgang Schmidbauer:...davon, Geschichten zu schreiben, in denen die Komplexizität menschlicher Beziehungen anschaulich wird.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen? Wolfgang Schmidbauer: Unverzichtbar finde ich die vielfältigen, genauen, möglichst interesselosen Beobachtungs- und Verständnismöglichkeiten. Schwer erträglich finde ich die Bürokratie und die Vereinsmeierei um den Narzissmus der kleinen Unterschiede, wer jetzt „richtiger“ Psychoanalytiker ist und wer nicht.
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen? Wolfgang Schmidbauer: Meine Ausbildung war sehr selbstbestimmt, weil ich Gründungsmitglied des Instituts war, an dem ich sie absolviert habe. Das Problem war dann später die Anerkennung durch die Fachverbände.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud? Wolfgang Schmidbauer: „Das Junktim von Forschen und Heilen.“
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen? Wolfgang Schmidbauer: Heinz Hartmann und Erik Erikson, als ich studierte, später Melanie Klein, Donald Winnicott, Heinz Kohut, am Rande auch Georg Groddeck und Sandor Ferenzci.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!
Kontakdaten des Autors:
Wolfgang Schmidbauer