IM GESPRĂ„CH MIT
Autor/in: ANNA SCHANTL / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Anna Schantl aus Wien, Österreich zu begrüßen:
Geboren in Leoben, mehr oder weniger groß geworden im Rheingau und in Graz. Philosophie-, und Germanistik-Studium an der Karl-Franzens-Universität Graz.
Seit 2010 Studium der Psychotherapiewissenschaften an der Sigmund Freud Privatuniversität Wien – Fachausbildung Psychoanalyse. Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision seit Februar 2015.
Arbeit mit PatientInnen an der Sigmund Freud Universitätsambulanz.
Moderatorin der psychoanalytischen Radiosendung ’Unbewusst – Die Lust am freien Sprechen’.
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse? Anna Schantl: Als Kind entgegnete ich mal meinen Eltern: ‚Ich will eine Psychoanalyse machen!’ Es ist mir bis heute schleierhaft, wie und warum ich zu diesem Wunsch kam. Ich hatte wohl gewissermaßen ein Versprechen (von Glück?) damit verbunden.
Nun gut. Später, als ich beschloss, an der Sigmund Freud Privatuniversität zu studieren, mein Propädeutikum absolvierte und in diesem Rahmen viele Methoden kennenlernte, war für mich rasch klar, dass es die Psychoanalyse wird. Wohl waren es die psychoanalytischen Gruppenselbsterfahrungen, die mich faszinierten. Und nicht zu vergessen: eine Einführungslehrveranstaltung in Sigmund Freuds Denken - gehalten von Felix De Mendelssohn. Da war dann neben Faszination klar der Wunsch ausgesprochen: ‚auf diese Reise will ich mich begeben!’
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen? Anna Schantl: Ich würde ihn zu seiner Selbstanalyse interviewen und wie er damit zufrieden ist. Zudem würde ich mich gerne mit ihm über die Studien zur Hysterie unterhalten. Die Fallgeschichten klingen zum Teil nach Hollywood-Erfolgs-Kur, unrealistisch überzeichnet. Die gesamte Darstellung der Hysterie nach Freud ist mir nicht ganz klar.
DWP: Stoff- oder Ledercouch? Anna Schantl: Ledercouch
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens? Anna Schantl: Des Kaisers neue Kleider. Die Einfachheit in der Klugheit (oder umgekehrt) des Kindes finde ich großartig.
DWP: Ich träume… Anna Schantl: Mehr nachts, als tags.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen? Anna Schantl: Es gibt, egal womit man sich beschäftigt, stets Dinge, die man ’besser’, die man ’schlechter’ findet. Die Frage gestaltet sich insofern schwierig, als dass sie annimmt, die Psychoanalyse sei vollständig eins. Es gibt Autoren, die ich mehr schätze, als andere, es gibt Fragen, es gibt natürlich auch Kritik. Wichtig ist es meines Erachtens, dass die Psychoanalyse als solche sich mit zeitgenössischen, aktuellen Themen auseinandersetzt, zumal das Heute anders ist als zu Freuds Zeiten. Aber das ist ja klar.
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen? Anna Schantl: Ich bin noch in psychoanalytischer Ausbildung. Das bedeutet, ich befinde mich selbst in Psychoanalyse und arbeite seit wenigen Monaten in Ausbildung unter Supervision mit PatientInnen.
Herausforderungen gibt es genug - zum Glück. Es ist ein mutiger Schritt die Ausbildung zur Psychoanalytikerin anzutreten, wie ich finde. Das beginnt bereits mit der Suche und der Kontaktaufnahme nach/mit einer/m AnalytikerIn.
Die größte Herausforderung war bisher schlussendlich mein erstes Setting mit einem Patienten, denke ich. Die Erwartung an mich von Seiten des Analysanden steigerte meine eigene an mich selbst noch mal mehr.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud? Anna Schantl: Menschen sind doch das Wertvollste, das man gewinnen kann.
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen? Anna Schantl: Aber ja! Aus der Objektbeziehungstheorie lese ich gerne Donald Winnicott, aber natürlich auch Madame Klein, auch Hanna Segal schreibt ansprechend. Dass man zwingendermaßen Lacan bei der Lektüre nicht versteht, will ich nicht unterschreiben. Und wenn ich unsicher bin, greife ich gerne zu Bruce Fink, ein großartiger Autor und sozusagen ’Lacan-Instruktor’.
Auch beschäftige ich mich in letzter Zeit gerne mit einem sozusagen ’Vergessenen’, Otto Rank nämlich.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!
Kontakdaten der Autorin:
Anna Schantl