IM GESPRĂ„CH MIT
Autor/in: KARL GOLLING / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Karl Golling zu begrüßen:
1951 in Gars am Kamp, NÖ geboren. Als Kind langjährige Aufenthalte in Asien, Australien und Afrika.
Nach dem Psychologie – Philosophie Studium (Dissertation über ´Arbeiterbewußtsein in Tirol´) in Innsbruck, längeres Praktikum in der Binswanger Klinik (Schweiz), Ausbildung zum Psychoanalytiker in New York.
1992 Rückkehr nach Österreich, dann Studium am Tavistock Institute in London.
Seitdem (vorwiegend selbständig) als Organisationsentwickler, Psychoanalytiker und Universitätslektor in Wien tätig. Studium der Psychotherapiewissenschaften (Dissertation über ´Neue Wege des Erlernen der Sprache der Psychoanalyse´) in Wien. Aktuell: Leitung der Psychoanalyse an der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien.
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse? Karl Golling: Als Schüler habe ich bei Vance Packard über eine Anwendung der Psychoanalyse in der Werbung gelesen. Bei mir bewirkte es gleich Zweierlei: Unglauben (so etwas, wie das beschriebene Unbewusste kann es doch nicht geben) und Faszination (wenn doch, dann möchte ich seine Gesetzmäßigkeiten kennenlernen).
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen? Karl Golling: Das Medium Film ist für mich in der Vermittlung der Psychoanalyse von großer Bedeutung, leider nicht so für Sigmund Freud. Besonders sein Konflikt mit Karl Abraham (über die Darstellung des Unbewussten im Medium Film) der durch Abraham‘s frühzeitigen Tod abrupt endete, wäre für mich ein brisanter Einstieg für eine lebendige Diskussion.
DWP: Stoff- oder Ledercouch? Karl Golling: Stoff. Ein sehr teurer, eleganter Stoff. Es ist ja der Platz wo verwobene Geschichten und Träume präsentiert werden. Da stockt es, da gibt es Löcher, wenn da etwas glatt läuft, dann ist es ‚geschmiert‘. Bei mir sind das Stocken und die Löcher in der Geschichte von Bedeutung.
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens? Karl Golling: Als Kind waren Märchen nie so meine Sache. Ich fand viele unfair, grausig und hielt mich von ihnen zurück. Was Kinderliteratur angeht empfehle ich vielmehr die Werke von Astrid Lindgren oder Christine Nöstlinger.
DWP: Ich träume….. Karl Golling: Manchmal sehr viel – manchmal weniger. Eine Nacht ohne Traum ist als hätte ich die Nacht durchgearbeitet. Als hätte ich die Nacht nicht erlebt. Wertlos. Manchmal sind sie schön, meistens jedoch zunächst verwirrend, dann bildet sich eine sinngebende Struktur. Perspektiven ändern/klären sich.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen? Karl Golling: Die Psychoanalyse ist einfach. Es ist die Liebe zur Wahrheit. Und das ist gut.
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen? Karl Golling: Die analytische Ausbildung stellt Beziehungen und Familie unter enormen Druck. 3 oder 4-mal die Woche nach der Arbeit noch selbst in die Analyse fahren (oft mehr als 1½ Stunden), danach oft noch in ein Seminar, spät abends mit Literaturhinweise nach Hause kommen und dann wartet jemand auf sie…
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud? Karl Golling: „die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör geschafft hat.“
Vor allem bei Besprechungen in denen einer sich lauter und wichtiger hervor tut als ein anderer, fällt mir dieses Zitat ein.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!
Kontakdaten des Autors:Karl Golling