IM GESPRÄCH MIT
Autor/in: HALE USAK / DWP (TVP)
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor. Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Hale Usak aus Innsbruck, Österreich zu begrüßen:
Klinische und Gesundheitspsychologin, Erziehungswissenschafterin in Ausbildung, Psychoanalytikerin in Ausbildung unter Supervision im Innsbrucker Arbeitskreis für Psychoanalyse. Ihre erste publizierte Monographie „Unter unserem Seelenteppich“ beleuchtet bislang verborgene Lebens- und Leidensgeschichten türkischer Pionierinnen der ersten Gastarbeitergeneration. Ihre Dissertation wurde im Psychosozial-Verlag unter dem Titel „Psychoanalyse in der Türkei. Eine historische und aktuelle Spurensuche“ veröffentlicht. Beide Arbeiten wurden mit Wissenschaftspreisen ausgezeichnet.
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse? Hale Usak: Wahrscheinlich meine österreichisch-türkische „Zweiweltlichkeit“, deren leid- und auch lustvollen Seiten mich für die seelische Dynamik sensibilisierten.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden? Gibt es konkrete Fragen? Hale Usak: Wie er den gesellschaftlichen Übergang vom Osmanischen Reich zur modernentürkische Republik als Zeitzeuge erlebt hat, und ihn deuten würde.
DWP: Stoff- oder Ledercouch? Hale Usak: Stoffcouch – empfinde ich als nostalgischer, wärmer, ästhetischer ...
DWP: Bruno Bettelheim hat auf die Bedeutung vom Märchen hingewiesen - verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens? Hale Usak: „Bülbül Yuvası“ - „Das Nest der Nachtigall“. Ein türkischer Film aus den 1970erJahren mit Aschenputtel-Elementen. Parallelen zu meiner Entwicklung erkenne ich „auf den ersten Blick“ nicht, aber ich erinnere mich, dass ich und mein Bruder den Film an Tagen, an denen unsere Mutter „Frühschicht“ hatte und nachmittags zu Hause war, ansahen. Vermutlich haben wir unser Nest „mütterlich warm klingend“ empfunden ...
DWP: Ich träume… Hale Usak: … oft von der Schönheit der Meere – ich denke, es hat primär mit „Mütterlichkeiten“ zu tun (fr.: la mer - das Meer, fr.: la mère - die Mutter), aber auch mit Offenheit, Tiefe, Weite, Bläue, Horizont, Ferne, Umgebung, Morgenröte ...
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut, bzw. besonders gut, und gibt es etwas, das Sie an ihr nicht mögen? Hale Usak: Ganz gut finde ich, dass die psychoanalytische Methode in ihrer Vieldimensionalität auch au?erhalb von Praxisräumen anwendbar ist.
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen? Hale Usak: Die „energische“ Herausforderung, um die Balance zwischen meiner Ausbildung, meiner Arbeit und meiner Familie aufrechtzuerhalten. Sie war gleichzeitig meine Triebkraft.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud? Hale Usak: Den Begriff „Inner-Afrika“ für das verborgene Eigene im Innenleben.
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker; mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen? Hale Usak: Eine/n spezielle/n Psychoanalytiker/in gibt es nicht; ich lese eher themenzentriert. Zurzeit lese ich das Buch „Unsichtbares sehen – Unsagbares sagen“ von Jutta Gutwinski-Jeggle, das mich durch das Geheimnisvolle der Thematik einerseits, und die emotionale Transparenz der Autorin andererseits in seinen Bann zieht.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!
Kontaktinformation:Hale Usak