IM GESPRĂ„CH MIT
Autor/in: MALTE TELLERUP / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor.
Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Malte Tellerup zu begrüßen:
Geboren 1989, Masterstudium in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Universität Kopenhagen und New School of Social Research, aktuell Thesis über das tierische Verlangen und das Verlangen eines Tieres. Artikel über den Künstler Rudolf Schwarzkogler, sowie dessen unveröffentlichte Notizen übersetzt. Außerdem seit mehreren Jahren Mitarbeit bei der literarischen Zeitschrift TRAPPE TUSIND.
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse? Malte Tellerup: Im letzten Jahr habe ich mich intensiver philosophisch mit Liebe und Verlangen und wie darüber im Zusammenhang und/oder in Opposition zu nicht-menschlichen Wesen gedacht wird, zugewandt. Wenn die Liebe zwingenderweise menschlich ist, dann frage ich: Warum? Freuds Antwort darauf scheint einfach; Scham. Bataille, mit dem ich mich auch sehr beschäftigt habe, antwortet mit dem Gleichen und ich fühle mich unwohl mit ihren beiden Argumenten. Aber ich hoffe wirklich, dass dieses Forum mich hier herausfordern wird.
DWP: Wie sind Sie zu dem Thema Ihres Artikels gekommen, den wir nächste Woche unseren Lesern präsentieren dürfen? Malte Tellerup: Ich beschäftigte mich von der Kulturtheoretikerin Elizabeth Grosz bis zurück zu Freud, um die Bedeutung der Konzeption des "natürlichen" im Verlangen besser zu verstehen. Es führte mich dazu, zu prüfen, wie sich Freud mit Gegensätze zwischen Natur und Kultur (/ Zivilisation) in all seinen Arbeiten auseinandersetzt. Aber der Hauptpunkt ist natürlich die "Ur" Spaltung von diesen beiden. Der psychologische Punkt, an dem der Mensch sich vom Tier abgesetzt hat, um nie wieder zurückzukehren.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden. Gibt es konkrete Fragen? Malte Tellerup: Ich würde wirklich gerne über den Mythos „Tötung des Vaters“ diskutieren, jedes Detail, von seinen Argumenten, die in anderen Forschungen verwurzelt sind, seine Intuition, seine Deutungen von Mythen und Spekulationen. Der Mythos macht mir wirklich Spaß, und ich würde ihm gerne meine Kritiken und Antworten dazu unterbreiten.
Ich würde mich auch wirklich gerne mit ihm über seine Chow-Chows unterhalten.
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens? Malte Tellerup: Diese Frage regt mich dazu an über den Unterschied zwischen H. C. Anderson, der meine Kindheit stark beeinflusst hat und die Gebrüder Grimm, zu denen ich mit größter Verwunderung in späteren Jahren wandte, nachzudenken. Der Unterschied in der Moral, Psychologie und Logik ist enorm und ich frage mich warum meine Psyche Andersen viel einfacher versteht. Aber ich würde eigentlich Selma Lagerlöf „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ jedem anderen Märchen bevorzugen.
DWP: Ich träume….. Malte Tellerup: “We feel feline and wolfish, foxy and bitchy (…). Our muscular and vertebrate bodies transubstantiate into ooze, slime, mammalian sweat, and reptilian secretions, into minute tadpoles and releases of hot moist breath nourishing the floating microorganisms of the night air.” - Alphonso Lingis.
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen? Malte Tellerup: Jacques Lacan und Adam Phillips, Leo Bersani und Lauren Berlant mit ihren kulturkritischen Texten.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud? Malte Tellerup: „Und man darf wohl aufseufzen bei der Erkenntnis, dass es einzelnen Menschen gegeben ist, aus dem Wirbel der eigenen Gefühle die tiefsten Einsichten doch eigentlich mühelos heraufzuholen, zu denen wir anderen uns durch qualvolle Unsicherheit und rastloses Tasten den Weg zu bahnen haben.“ (Das Unbehagen in der Kultur)
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!