IM GESPRÄCH MIT
Autor/in: CARMEN BIRKLE / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor. Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Carmen Birkle aus Marburg, Deutschland zu begrüßen.
Nach Lehrtätigkeiten an den Universitäten in Mainz, Wien, Bergen, Dijon und an der Columbia University in New York City ist Carmen Birkle seit 2008 Professorin für Nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. Sie war Präsidentin, Vizepräsidentin und Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien und ist zurzeit deren
International Delegate.
Seit Oktober 2017 ist sie Dekanin und seit August 2017 Mitherausgeberin des
American Studies Journal. Sie ist Autorin von zwei Monographien
Women’s Stories of the Looking Glass (1996) und
Migration—Miscegenation—Transculturation (2004) und von zahlreichen Artikeln und (Mit)Herausgeberin von 14 Sammelbänden und Sonderausgaben von Zeitschriften, u.a.
Literature and Medicine (2009),
Communicating Disease (2013) und
Waging Health (2015). Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Gender, Ethnizität und Populärkultur. Gegenwärtig arbeitet sie an der Schnittstelle von Literatur, Kultur und Medizin vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert.
DWP: Was brachte Sie dazu sich mit der Psychoanalyse zu beschäftigen, beziehungsweise mit Freud und seinen Errungenschaften? Carmen Birkle: Da ich am transatlantischen Austausch und an der Geschichte der Medizin in den USA interessiert bin, stieß ich auf die vielen amerikanischen Medizinstudenten und Mediziner, die nach Wien gingen, um mit Experten auf ihrem Gebiet zu studieren. Und es gab zahlreiche Amerikaner, die von Freud analysiert werden wollten, und die dann ihre Ausbildung mit ihm oder Anna Freud machten und dann professionell andere analysierten.
DWP: Haben Sie sich je einer Psychoanalyse unterzogen? Carmen Birkle: Ich bevorzuge es diese Frage nicht zu beantworten, da sie sehr privat ist
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden? Gibt es konkrete Fragen?Carmen Birkle: Ich wäre sehr interessiert daran zu wissen, ob er die Sexualität weiterhin so stark betonen würde, und ob sich seine Theorien über die Schnittstellen von Psychologie und Literatur geändert hätten.
DWP: Stoff- oder Ledercouch? Carmen Birkle: Leder
DWP: Bruno Bettelheim wies auf die Bedeutung vom Märchen hin. Verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens? Carmen Birkle: Ich habe kein Lieblingsmärchen. Ich habe es immer gemocht, sie zu hören und zu lesen. Ich denke, was mir am besten gefällt ist, dass es immer ein Happy End gibt, bei dem man sich gut fühlt, obwohl Märchen auch grausam sein können und Gewalt zeigen. Aber der Gute gewinnt und der Böse wird bestraft. Dies bestätigt mein Verlangen nach Harmonie.
DWP: Ich träume ... Carmen Birkle: Ich träume, dass die Selbstanalyse und in Folge dessen der Blick in mein Unbewusstes mein Leben - Verhalten, Emotionen usw. - erklärt.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas was Sie an ihr nicht mögen? Carmen Birkle: Psychoanalyse ist eine sehr gute Möglichkeit, die psychischen Probleme der Menschen zu verstehen. Indem wir das, was wir unterdrückt haben, zurückholen und uns bewusst machen, können wir dann Wege finden, mit diesen umzugehen, zum Beispiel durch Freuds Idee der "sprechenden Heilung". Dies ist einer seiner größten Beiträge zum menschlichen Leben.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud? Carmen Birkle: Nein
DWP: Außer Sigmund Freud, gibt es Psychoanalytiker mit denen Sie sich auch gerne auseinandersetzen? Carmen Birkle: Ich bin daran interessiert, mehr über die Beiträge von Frauen auf diesem Gebiet zu erfahren, zum Beispiel Menschen wie Anna Freud und später Melanie Klein.
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!