IM GESPRÄCH MIT
Autor/in: ARJET PERVIZI / DWP
In unserer Interviewreihe "im Gespräch mit" stellen wir kurz die Autoren der Leitartikel vor. Damit wollen wir unseren Usern die Möglichkeit geben, die Leitartikel auch aus einer anderen Perspektive heraus lesen zu können.
Diese Woche freuen wir uns ganz besonders
Arjet Pervizi aus Shkodra, Albanien zu begrüßen.
Er studierte klinische Psychologie an der Universität "Luigj Gurakuqi" von Shkodra. Während seiner Zeit dort war er einer der besten Studenten, der alle Psychologie-Schulungen in Albanien verfolgte. Er war Teil von zwei psychoanalytischen Trainings, die von Sergio Correto und Myriam Mieltman geleitet wurden. Er absolvierte auch einigen professionellen Praktiken in verschiedenen Kliniken in Shkodra und praktizierte ein Jahr lang im Public Community Centre. Außerdem besuchte er eine Ausbildung im Kinderzentrum "Hope for the Future".
Er hat auf der ganzen Welt zu verschiedenen Themen einige Forschungsarbeiten veröffentlicht, wie:
“The distribution of the phenomenon of bullying in adolescents 13-16 years old in the city of Shkodra”“The Interplay between Cyberbullying, Self-esteem and Empathy”“Messages with sexual content on young Shkodran people; Measuring sending messages with sexual content in relation to sexting attitudes, subjective norms, intention and self esteem.” Er ist auch für seinen Aktivismus in Bezug auf junge Erwachsene bekannt. Er wurde drei Jahre hintereinander zu den zehn aktivsten jungen Erwachsenen gezählt. Sein Aktivismus war auch Teil der öffentlichen Debatte - Zeitungen, Magazine und Fernsehsender im Land informierten und sensibilisierten die Gemeinschaft über diese sozialen Probleme.
Zurzeit ist er Projektleiter und fördert die wissenschaftliche Forschung für Studenten und Absolventen. Derzeit arbeitet er als Psychologe in der Klinik "Towards the Future".
DWP: Was brachte Sie zur Psychoanalyse?Arjet Pervizi: Freuds Frage „Wohin geht ein Gedanke, nachdem man ihn schon vergessen hat?“ brachte mich dazu mehr über Psychoanalyse zu lernen, was andere psychologischen Schulen bieten.
DWP: Wenn Sie die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Sigmund Freud hätten, was würde wohl zum Thema werden? Gibt es konkrete Fragen?Arjet Pervizi: Wenn ich die Gelegenheit hätte mich mit Freud zu unterhalten, dann würde das Thema sehr auf das menschliche Unbewusste fokussiert sein. Ich würde Freud auch gerne über sein Verhalten gegenüber seinen Schülern befragen. Warum war es für ihn so absolut nicht akzeptierbar, dass seine Schüler anders waren und abweichende Meinungen von ihm hatten?
DWP: Stoff- oder Ledercouch?Arjet Pervizi: Die Ledercouch wirkt sehr schön, aber sie sieht sehr unangenehm aus - zumindest für mich und meine Patienten. Ich bevorzuge die Stoffcouch.
DWP: Ganz nach Bruno Bettelheim, der auf die Bedeutung vom Märchen hinwies - verraten Sie uns Ihr Lieblingsmärchen? Und erkennen Sie Parallelen zur Entwicklung Ihres Lebens?Arjet Pervizi: Eindeutig ja. Ich sehe einen direkten Einfluss auf die Bildung meiner Persönlichkeit.
Ich erinnere mich sehr gut daran, dass mein Großvater mir Märchen erzählte. Zu einem meinen Favoriten gehörte das Märchen mit einem Drachen, der die Stadt bedrohte und jeden Tag einen Mann aß. Eines Tages beschließt ein junger Mann sich selbst in Gefahr zu bringen und mit dem Drachen zu kämpfen. Nach vielen Tagen des Kampfes konnte er den Drachen töten und die Stadt retten. Später wurde mir klar, dass ich mich im Falle eines Risikos oft selbst als Erster hineinbegebe, um mit der Situation fertig zu werden. Ich denke, eine der Ursachen dafür ist dieses Märchen, das mir von meinem Großvater vorgelesen wurde.
DWP: Ich träume ...Arjet Pervizi: Ich träume davon, in einer Klinik zu arbeiten, wo ich meine Patienten durch die Freud’sche Psychoanalyse behandeln kann. Ich möchte Freuds Werke studieren und zur Psychoanalyse beitragen, indem ich menschliches Bewusstsein, Moral, zwischenmenschliche Beziehungen usw. untersuche. Ich möchte meinen Beitrag leisten, indem ich Freuds Studium der Entwicklungsstufen vorantreibe. Ich träume, dass ich eines Tages meinen eigenen Psychoanalyse-Kurs habe und auch Psychoanalyse an Universitäten lehre.
DWP: Was finden Sie an der Psychoanalyse gut bzw. besonders gut und gibt es etwas. was Sie an ihr nicht mögen?Arjet Pervizi: Was in der Psychoanalyse sehr hilfreich ist, ist der umfangreiche Einsatz bei der Analyse klinischer Fälle. Egal, welche Behandlung Sie anwenden, es ist unvermeidlich die Freud’sche Psychoanalyse bei Fallanalysen anzuwenden. Was ich nicht mag und auch nicht denke, dass es so gemeint war, ist die Behandlung des Gottesbegriffs in Freuds Schriften. Was meiner Meinung nach nicht gemeint ist, ist die Messung der Wahrnehmung der Leute nach dem Ebenbild Gottes mit den Tatsachen seiner realen Existenz zu vergleichen. Ich denke, dass Freud das Konzept Gottes nur als eine fehlerhafte Wahrnehmung der Menschen über Gottes Gestalt behandelt hat. Die Fakten, mit denen Freud versucht die Existenz Gottes zu bestätigen oder zu leugnen, gehen nie weiter als die Wahrnehmung der Gestalten Gottes von den Menschen über die Jahrhunderte hinweg, zu behandeln.
DWP: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich während Ihrer analytischen Ausbildung stellen?Arjet Pervizi: Während des Trainings ermöglicht einem die Psychoanalyse sich selbst kennen zu lernen und zu entdecken. Die Herausforderungen, mit denen ich mich konfrontiert sah, bestanden in jenen Kämpfen, in denen die Psychoanalyse mich eingeladen hat mehr über meine Persönlichkeit zu erfahren und mehr über die Themen zu erfahren, die ihre Entstehung beeinflusst haben. Ich fand heraus, was dazu beigetragen hat, die Person zu formen, die ich heute bin und ich habe gelernt Frieden mit meinen inneren Konflikten zu schließen, wenn sie wieder einmal hochkommen wollen.
Eine der größten Herausforderungen bestand darin die Fähigkeit zu entwickeln zwischen den Zeilen zu lesen und die kleinen Details des Tages zu berechnen. Dies hat meine Fähigkeit entwickelt, meine Handlungen zu analysieren und die Ursachen und Motive zu verstehen. Dadurch fühle ich, dass ich mich selbst besser kontrollieren und ein Gleichgewicht zwischen dem Ich und dem Über-Ich aufrechterhalten kann.
DWP: Haben Sie ein Lieblingszitat von Freud?Arjet Pervizi: „Zu sich selbst vollkommen ehrlich zu sein, ist eine gute Übung“
Herzlichen Dank für dieses Gespräch, wir freuen uns bereits jetzt Alle auf Ihren Leitartikel!
Kontaktinformation des Autors:Arjet Pervizi