DER WIENER PSYCHOANALYTIKER möchte nicht nur bereits international etablierten Psychoanalytikern/Innen, sondern auch noch unbekannten Psychoanalytikern/Innen die Gelegenheit geben einen selbstverfassten, bisher noch nicht publizierten Artikel auf der Titelseite unseres Onlinemagazins zu posten!
Im Forum werden dann dazu alle User Stellung nehmen, Fragen formulieren und kommentieren können. Wir wollen dadurch einen bisher so noch nicht dagewesenen, internationalen Gedankenaustausch zwischen Psychoanalyse-Interessierten ermöglichen.
Aktuelle Textsprache ist Deutsch und/oder Englisch.
Bei Interesse, Ihre Zusendungen bitte an:
leitartikel@derwienerpsychoanalytiker.at
(Werden Personenbezeichnungen aus Gründen der besseren Lesbarkeit lediglich in der männlichen oder weiblichen Form verwendet, so schließt dies das jeweils andere Geschlecht mit ein.)
In Teil II spricht Dany Nobus über die Bloomsbury Group, die psychoanalytische Tradition (oder deren Abwesenheit) im Vereinigten Königreich, Shakespeare und den Status quo der psychischen Gesundheitsversorgung.
Wann kam die Psychoanalyse nach Großbritannien?
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William Shakespeare und Sigmund Freud
“Wo ich auch hingehe, da ist vor mir schon ein Dichter gewesen.” (Sigmund Freud)
Keine Analyse könnte jemals dem Umfang und der literarischen Größe, mit welcher William Shakespeare die Tiefen des menschlichen Daseins illustrierte, gerecht werden. Seinem jambisches Fünfheber, oder Blankvers, wird nachgesagt den Rhythmus des Herzschlags zu imitieren. Der Schlüssel um Shakespeares Werke zu verstehen ist Empathie, denn der berühmte Dramatiker hatte ein umfassendes und einzigartiges Verständnis von der menschlichen Seele – ein Talent, das bei Sigmund Freud auf große Bewunderung, aber auch auf Ambivalenz stieß.
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"Ich bin Erinnerungen treu für immer, Menschen werde ich es niemals sein."
Die zahlreichen (1539!) und unterhaltsamen Briefe Freuds an seine Verlobte Martha Bernay erfreuen sich nach ihrer Veröffentlichung 2011 noch immer großer Beliebtheit. Sie beleuchten eine Seite Freuds, die so ganz und gar nicht der allgemeinen Vorstellung entspricht. Hier flirtet der sonst so ernste Psychoanalytiker, macht Komplimente und wirbt um die Zuneigung seiner Angebeteten.
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Der berühmte Autor wird weiterhin von Psychoanalytikern aller Facetten umworben. Die Prinzessin, Marie Bonaparte, hat ihrerseits eine 700-Seiten lange Psychobiographie über den Autor mit „pathologischen Tendenzen“ (Freud) geschrieben, Edgar Poe, étude psychoanalytique (1933). >> weiter
"Freud is upsetting: reducing one to whirlpool; & I daresay truly. If we´re all instinct, the unconscious, what´s all this about civilisation, the whole man, freedom &c?”. Virginia Woolf war hin-und hergerissen, was die Psychoanalyse betraf. Einerseits betrachtete Woolf die Psychoanalyse als Bedrohung und Konkurrenz, andererseits gab sie ihr Orientierung. Vielleicht waren die rationalen Beobachtungen Freuds auch zu realitätsnah für die schwermütige Autorin.
Als Virginia Woolf auf Freud traf, wehrte sie sich nach wie vor gegen die raison d´être der Psychoanalyse und beschrieb den Arzt als “screwed up shrunk very old man”, der „inarticulate: but alert” zu sein schien, “an old fire now flickering” mit “immense potential”. Diese Ambivalenz würde ihre Meinung zur Psychoanalyse ein Leben lang prägen. Das Feld war zu rational, zu objektivierend für die Autorin und ihrer romantisierenden Herangehensweise an ihre Arbeit und ihrem Selbstbild. Für Freud war Kreativität kein abstraktes Konzept, sondern starb verbunden mit der Biografie eines Autors. Er nahm das Rätselhafte, das Unerklärbare aus der Gleichung heraus und versuchte stattdessen die zugrundeliegenden Motive des kreativen Prozesses zu interpretieren. Es stürzte die Persona des Künstlers vom Podest und verletzte dabei den Stolz nicht weniger Autoren. Schließlich ist die Wahrheit selten so spannend wie die exzentrischen Geschichten, die Künstler um ihre Leben zu spinnen neigen. Virginia Woolf jedoch war nicht nur Opfer ihres eigenen Egos: "Virginia´s need to write was, among other things, to make sense out of mental chaos and gain control of madness. Through her novels she made her inner world less frightening. Writing was often agony but it provided the ´strongest pleasure´ she knew" (Psychiatrist Peter Dally, 1999)
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Les années folles. Im Paris der Zwischenkriegszeit traf sich die „lost generation“ und begründete die Moderne. Das Subjektive, die Narration des Selbst, Klassizismus und Sexualität standen im Zentrum des Zeitgeists, der die Psychoanalyse beeinflusste und von ihr beeinflusst wurde. Hemingways iceberg theory repräsentiert eine Art des Denkens in einer Epoche des Umbruchs. >> weiter
Liebe LeserInnen!
DER WIENER PSYCHOANALYTIKER freut sich darüber heute den ersten Artikel unserer Redakteurin Sabrina Zehetner publizieren zu können.
Viel Freud beim Lesen!
Satire als Enfant Terrible ist in Zeiten des Internets und politischen Konflikten allgegenwärtig. Zugleich blickt auf eine lange Tradition im Westen zurück. Wie die Psychoanalyse, macht sie Tabus und menschliches Handeln zum Thema - die Satire auf der Couch.
Satire 2.0
The John Oliver Show, SNL, The Stephen Colbert Report, The Onion und die Cartoons von Kate Beaton, the New Yorker und Charlie Hebdo - die Liste moderner Satire ist lang und vielschichtig. Die Motive der Satiriker und Satirikerinnen sind so bunt gemischt wie die satirischen Inhalte selbst. Es ist nicht überraschend, dass die westliche Satire – wie der Großteil europäischer Kulturgeschichte - ein Kind antiker griechischer Poeten ist. Am englischen Hof waren es zumeist Aristokraten wie z.B. der berühmt berüchtigte John Wilmot (The 2nd Earl of Rochester), die es sich erlauben durften, sich über den Adel und seine Gewohnheiten lustig zu machen. Dabei standen die satirischen Werke in ihrer Obszönität ihren modernen Nachfolgern in nichts nach. In Frankreich, dem Geburtsort der Karikatur, wurden politische Karikaturisten wie Charles Philipon im 17. Jahrhundert verfolgt und hinter Gittern gebracht. Während der französischen Revolution, weckte Satire allerdings zusehends das politische Interesse in der Bevölkerung und wirkte dadurch mitunter emanzipatorisch. Als der Hof aufhörte das kulturelle Zentrum darzustellen, die Leserschaft heterogener wurde und man begann die Kunst als unabhängig zu betrachten, veränderte sich auch die Satire. Sie wurde Teil des medialen Mainstreams und erfreute sich regelmäßiger Publikation. Die Zeiten großer satirischer Werke von Swift, Pope und Molière gehören allerdings der Vergangenheit an und wurden mit dem Beginn des Internets durch Memes und Late-night TV ersetzt. Politiker, die rund um die Uhr unter medialer Beobachtung stehen, werden immer häufiger zur Zielscheibe- das Web 2.0 verlangt Authentizität und verfolgt sie im selben Atemzug.
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Liebe Leser!
Aus terminlichen Gründen, war es Prof. Alfred Pritz leider bis heute nicht möglich seinen Artikel freizugeben. "Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben!"
DER WIENER PSYCHOANALYTIKER erlaubt sich daher Ihnen als Ersatz einen Artikel seiner Herausgeberin Désirée Prosquill anzubieten.
Wir hoffen Sie sind nicht zu sehr enttäuscht und können Sie mit unserer Planänderung auch erfreuen.
Im Folgenden können Sie nun über die Beziehung zwischen Felix Salten, dem Autor von "Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde", und Sigmund Freud lesen.
Selbstverständlich wird auch dieses Mal die Autorin für eine Woche im Forum für Fragen und Diskussionen zur Verfügung stehen.
Mit freundlichen Grüßen
DWP
Felix Salten und Sigmund Freud
Jener Artikel, den Felix Salten in der Neuen Freien Presse vom 1. Jänner 1925 schrieb, ist chronologisch betrachtet der erste Beweis, dass Salten von Sigmund Freud mit Sicherheit wusste und zumindest im Groben Kenntnis von seiner Lehre hatte.
„Wenn später einmal Weltgeschichte nicht nach den blutigen Kriegen, sondern nach den geistigen Leistungen der Völker geschrieben wird, muß es geschehen, daß man weder die Marneschlacht noch die Schlacht von Tannenberg, sondern die Lehre Freuds, die Theorie Einsteins, die Forschungsergebnisse Steinachs, die Erfindung des Insulins als große Siege preist. Dann wird man an solchen Erkenntnissen, wird an Errungenschaften, wie am Flugzeug oder am Radio, das Wachstum der menschlichen Macht messen, wird an solchen Ereignissen die Historie der Menschheit erzählen. Dann wird man das erste Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts getrost eine große Zeit nennen dürfen, wird mindestens sagen können, es sei der interessante Auftakt eines neuen, großartigen Zeitalters gewesen.“ {Salten, Felix: in: NFP vom 1.1.1925, S. 2. Morgenblatt.}
Auch wenn Beverley Driver Eddy in ihrem Buch ohne weitere Begründung angibt, dass Salten nur ein „passing interest“ {Eddy, Beverley Driver: Felix Salten: Man of Many Faces. 2010 Ariadne Press. S. 152.} an der Freudschen Lehre hatte, so belegt diese Textstelle trotzdem, wie hoch Felix Salten die Lehre Freuds damals einschätzte, sodass er diese sogar in der Reihung der „modernen Wunder“ an erster Stelle anführte.
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