DER WIENER PSYCHOANALYTIKER möchte nicht nur bereits international etablierten Psychoanalytikern/Innen, sondern auch noch unbekannten Psychoanalytikern/Innen die Gelegenheit geben einen selbstverfassten, bisher noch nicht publizierten Artikel auf der Titelseite unseres Onlinemagazins zu posten!
Im Forum werden dann dazu alle User Stellung nehmen, Fragen formulieren und kommentieren können. Wir wollen dadurch einen bisher so noch nicht dagewesenen, internationalen Gedankenaustausch zwischen Psychoanalyse-Interessierten ermöglichen.
Aktuelle Textsprache ist Deutsch und/oder Englisch.
Bei Interesse, Ihre Zusendungen bitte an:
leitartikel@derwienerpsychoanalytiker.at
(Werden Personenbezeichnungen aus Gründen der besseren Lesbarkeit lediglich in der männlichen oder weiblichen Form verwendet, so schließt dies das jeweils andere Geschlecht mit ein.)
„Wenn die Gesellschaft in Gefahr ist, liegt das nicht an der Aggressivität des Menschen, sondern an der Verdrängung der persönlichen Aggressivität bei jedem einzelnen“ (Winnicott, 1991)
Die Wurzel des Wortes Aggression liegt im Lateinischen „aggredi“ (Deponens), was einerseits mit „angreifen, überfallen“, und andererseits mit „voranschreiten, (etwas) in Angriff nehmen“ übersetzt werden kann. Die erste Übersetzung streicht die Feindseligkeit (Destruktivität) dieses Begriffs heraus, während die andere das konstruktive Potential unterstreicht. Beide Varianten sind legitime Deutungen des Aggressionsbegriffs. Genau diese Mehrdeutigkeit ist es, die die Diskussion um die Aggression so delikat werden lässt. Die meisten Menschen assoziieren Aggression ausschließlich mit Destruktion und Antisozialität. Die Wahrnehmung eigener aggressiver Impulse verursacht Gefühle der Angst oder Schuld und muss verdrängt, abgespalten oder in Form von Widergutmachungshandlungen kompensiert werden.
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Freuds Sprechzimmer ist mit seiner teppichbedeckten Couch ein bekanntes historisches Bild geworden, und bekanntlich war jede andere Oberfläche mit alten archäologischen Figuren beladen. Mit liebevoller Ironie nannte er sie “meine…alten und dreckigen Götter[1].” Diese Figuren stellten für Freud eine Metapher für die Psychoanalyse selbst dar – das Graben nach lang vergrabenen Beweisen für mächtige, aber oft nicht anerkannte Wahrheiten. Dass sie Götter waren, stellt ein noch tieferes Geheimnis dar, das niemals direkt von Freud selbst geklärt wurde, sondern die gleichzeitige Faszination und Abneigung eines neurotischen Symptoms suggeriert. >> weiter
Ein transkultureller, psychoanalytischer Essay für Migranten.
Die Wurzel meines Interesses an der transkulturellen Psychoanalyse ist wahrscheinlich in meiner eigenen Herkunftsgeschichte verankert, umso stärker wurde dieses Interesse, als ich mit Patienten an der Ambulanz der Sigmund Freud Universität und später in meiner eigenen Praxis zu arbeiten begann. Damals, an der Ambulanz, beobachtete ich das Phänomen, dass sich viele Patienten nach Psychotherapie in der eigenen Muttersprache sehnten, obwohl sie die deutsche Sprache gut beherrschten. Dieses Phänomen bekam eine neue Dimension, als einzelne Patienten Psychotherapie in Deutsch bevorzugten, obwohl sie diese Sprache nicht gut sprechen konnten.
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In seinem Interview mit DER WIENER PSYCHOANALYTIKER rekonstruiert Professor Dany Nobus die Krankengeschichte von Prinzessin Alice von Battenberg und gibt Einblicke in die Geschichte der Psychoanalyse.
Wie hat Prinzessin Alice von Battenberg ihr Interesse geweckt?
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William Shakespeare und Sigmund Freud
“Wo ich auch hingehe, da ist vor mir schon ein Dichter gewesen.” (Sigmund Freud)
Keine Analyse könnte jemals dem Umfang und der literarischen Größe, mit welcher William Shakespeare die Tiefen des menschlichen Daseins illustrierte, gerecht werden. Seinem jambisches Fünfheber, oder Blankvers, wird nachgesagt den Rhythmus des Herzschlags zu imitieren. Der Schlüssel um Shakespeares Werke zu verstehen ist Empathie, denn der berühmte Dramatiker hatte ein umfassendes und einzigartiges Verständnis von der menschlichen Seele – ein Talent, das bei Sigmund Freud auf große Bewunderung, aber auch auf Ambivalenz stieß.
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Über berühmte Psychoanalytiker und ihre Beschäftigung mit der Parapsychologie.
„Sie werden aus meinem Vortrag nichts über das Rätsel der Telepathie erfahren, nicht einmal Aufschluß darüber erhalten, ob ich an die Existenz einer »Telepathie« glaube oder nicht.“ (Traum und Telepathie, Sigmund Freud, 1922)
Als Fachkundiger der altgriechischen Sprache und Literatur, war Sigmund Freud höchstwahrscheinlich mit dem Wek „Philopseudes“ (die Inspiration für den „Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe), des Satirikers Lukian von Samosata in Berührung gekommen, in dem der scharfzüngige Autor sich geistreich über jene lustig macht, die an das Übernatürliche glauben.
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Trauma als Identifizierungsprozess
Bohleber beschreibt die transgenerationelle Weitergabe eines Traumas mit dem Prozess der Identifizierung und führt für diesen Identifizierungsprozess fünf „allgemeine Charakteristika“ an, die diesen Typus von Identifizierungen von anderen Formen unterscheidet. Erstens bezieht sich die Identifizierung auf ein vergangenes Ereignis. Zweitens handelt es sich bei diesen Prozessen um primitive und totale Identifizierungen mit dem Elternteil. Die traumatisierten Eltern benötigen eine „Regulierung ihres prekären narzisstischen Gleichgewichts und sie bemächtigten sich in dieser Not psychisch ihres Kindes“, indem sie die abgespalteten, „totgesagten“ Anteile unbewusst auf das Kind projizieren.
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„Trauma ist ansteckend“ – so lautet das Postulat von Judith Herman. Mit diesen Worten hat die Autorin auf den Zusammenhang des Erleidens und der Weitergabe von schweren seelischen Belastungen innerhalb diverser Beziehungsstrukturen hingewiesen. Freud hat sich bereits mit transgenerational weitergegebenen, emotionalen Prozessen in seiner Arbeit „Totem und Tabu“ befasst. So postuliert er, dass wir
„[…] annehmen [dürfen], daß keine Generation imstande ist, bedeutsamere seelische Vorgänge vor der nächsten zu verbergen. Die Psychoanalyse hat uns nämlich gelehrt, daß jeder Mensch in seiner unbewußten Geistestätigkeit einen Apparat besitzt, der ihm gestattet, die Reaktionen anderer Menschen zu deuten, das heißt, die Entstellungen wieder ..."
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Mit „Normopathie“ ist eine gesellschaftliche Fehlentwicklung bezeichnet, deren kollektive Pathologie nicht mehr wahrgenommen oder akzeptiert wird, weil eine Mehrheit der Bevölkerung bezogen auf gesellschaftlich vorherrschende Werte übereinstimmend denkt und handelt. Es dominiert dabei ein primitiver Abwehrvorgang: „Was alle machen, kann ja nicht falsch sein!“ >> weiter
Zusammenfassung: Ich biete hier meine Überlegungen über den aktuellen Stand und die Zukunft der Psychiatrie ausgehend von der letzten Internationalen Konferenz für Psychiatrie und Philosophie an, die in Madrid (November 2017) veranstaltet wurde. Diejenigen, die die philosophische Natur der Psychiatrie ernst nehmen, sind empfindlicher für das anhaltende Gefühl der Frustration, durch die Pattsituation in der sie steckt. In der Tat haben einige offen ihre Frustration ausgedrückt. >> weiter
Liebe LeserInnen!
DER WIENER PSYCHOANALYTIKER freut sich darüber heute den ersten Artikel unserer Redakteurin Sabrina Zehetner publizieren zu können.
Viel Freud beim Lesen!
Satire als Enfant Terrible ist in Zeiten des Internets und politischen Konflikten allgegenwärtig. Zugleich blickt auf eine lange Tradition im Westen zurück. Wie die Psychoanalyse, macht sie Tabus und menschliches Handeln zum Thema - die Satire auf der Couch.
Satire 2.0
The John Oliver Show, SNL, The Stephen Colbert Report, The Onion und die Cartoons von Kate Beaton, the New Yorker und Charlie Hebdo - die Liste moderner Satire ist lang und vielschichtig. Die Motive der Satiriker und Satirikerinnen sind so bunt gemischt wie die satirischen Inhalte selbst. Es ist nicht überraschend, dass die westliche Satire – wie der Großteil europäischer Kulturgeschichte - ein Kind antiker griechischer Poeten ist. Am englischen Hof waren es zumeist Aristokraten wie z.B. der berühmt berüchtigte John Wilmot (The 2nd Earl of Rochester), die es sich erlauben durften, sich über den Adel und seine Gewohnheiten lustig zu machen. Dabei standen die satirischen Werke in ihrer Obszönität ihren modernen Nachfolgern in nichts nach. In Frankreich, dem Geburtsort der Karikatur, wurden politische Karikaturisten wie Charles Philipon im 17. Jahrhundert verfolgt und hinter Gittern gebracht. Während der französischen Revolution, weckte Satire allerdings zusehends das politische Interesse in der Bevölkerung und wirkte dadurch mitunter emanzipatorisch. Als der Hof aufhörte das kulturelle Zentrum darzustellen, die Leserschaft heterogener wurde und man begann die Kunst als unabhängig zu betrachten, veränderte sich auch die Satire. Sie wurde Teil des medialen Mainstreams und erfreute sich regelmäßiger Publikation. Die Zeiten großer satirischer Werke von Swift, Pope und Molière gehören allerdings der Vergangenheit an und wurden mit dem Beginn des Internets durch Memes und Late-night TV ersetzt. Politiker, die rund um die Uhr unter medialer Beobachtung stehen, werden immer häufiger zur Zielscheibe- das Web 2.0 verlangt Authentizität und verfolgt sie im selben Atemzug.
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Intersubjektivität in der Psychoanalyse
Infolge der Auseinandersetzung mit der Theorie und Technik der Psychoanalyse bin ich auf die „Theorie der Intersubjektivität“ gestoßen, die mich näher an mein Ziel brachte. Ich möchte einen kleinen Einblick ermöglichen. Eine Definition, die ich gelungen finde, rückt den Patienten und Analytiker in den Mittelpunkt des Verstehens und zeigt, dass „die Psychoanalyse Phänomene zu erhellen versucht, die innerhalb eines spezifischen psychischen Feldes auftauchen, welches durch die Überschneidung zweier Subjektivitäten – der des Patienten und der des Analytikers - konstituiert wird“ (Atwood und Stolorow in Donna M. Orange at al. 2001, 11).
Subjektivität wird in der Theorie der Intersubjektivität vorausgesetzt. Präziser gesagt, geht es um zwei oder mehrere unterschiedliche Subjektivitäten und die Wechselwirkung zwischen diesen (vgl. Donna M. Orange at al. 2001,11). Es geht darum, zu verstehen, dass wir nur innerhalb des intersubjektiven Feldes psychoanalytisch arbeiten und verstehen können, das heißt, wir „müssen die Theorie, die Vorurteile und Grundannahmen überprüfen, die unsere eigene Subjektivität prägen“ (Donna M. Orange at al. 2001, 13). Es wird die Ansicht vertreten, “daß sich relationale Kontexte wechselseitig konstituieren: Wie Literaturtheoretiker manchmal sagen, erschafft der Schriftsteller den Leser, und der Leser läßt den Schriftsteller entstehen“ (Donna M. Orange at al. 2001, 13).
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Ferenczis Beitrag
Auf die Frage, was Psychoanalyse ist, antwortete Freud einmal: „Ein Gespräch zwischen zwei… Personen. […] Es geht nichts anderes zwischen ihnen vor, als daß sie miteinander reden" (Freud in Haynal, 2000, 11).
Es sollte sich bald herausstellen, dass diese Definition mehr als unzureichend war, vor allem in Bezug auf die Technik. „Freud hat sich leidenschaftlich für die theoretische Erforschung eingesetzt, doch die Technik, die Praxis und die einzigartige Beziehung standen nicht immer im Mittelpunkt seines Interesses“ (Haynal, 2000, 13).
André Haynal stellte in seinem Buch dar, dass es Probleme in Verbindung mit der Technik gab und diese eine doppelte Zweideutigkeit aufwiesen: „In seinen technischen Schriften stellt er Regeln auf, während er diese an anderer Stelle zu entwerten scheint und sagt, diese Regeln seien wie Brücken für >Anfänger< […] Die zweite Zweideutigkeit – scheinbar oder real – liegt bei Freud in dem Widerspruch zwischen seiner Praxis, wie sie uns durch seine Fallbeschreibungen und aus Zeugenaussagen bekannt ist, und seiner >offiziellen< Position, wie sie in seinen Schriften über die Technik erscheint" (Haynal, 2000, 1).
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