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Freuds Reisen

Sigmund Freud hat im Laufe seines Lebens eine beachtliche Zahl an Reisen unternommen. Diese dienten natürlich auch zur Erholung, haben aber auch maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklungen seiner Theorien gehabt.

Diese Rubrik soll Reiselustigen und an Psychoanalyse Interessierten die Gelegenheit geben Freuds Spuren leichter zu folgen.

Falls Sie z.Bsp. ein Hotel, Restaurant etc. besitzen, in dem Freud zu Gast war, Sie dies auch belegen können, schreiben Sie uns bitte an office@derwienerpsychoanalytiker.at

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Deutschland

 
Berlin

Von Dezember 1926 bis Jänner 1927 besuchte das Ehepaar Freud, Ernst und Oliver in Berlin.
Dort trifft sich Sigmund Freud am 29.12. mit Albert Einstein und dessen Frau bei seinem Sohn Ernst. Außerdem trifft Freud zufällig Arthur Schnitzler in einem Berliner Hotel. Von seinen Kollegen sieht er nur Max Eitingon und Ernst Simmel. Am 30.12. besucht Freud mit Eitingons eine russische Aufführung der Fledermaus. Während dieser Zeit wohnten sie im Grand Hotel Esplanade am Potsdamer Platz, das sowohl vor und während der „Goldenen Zwanziger Jahre“ zu den berühmtesten Hotels Berlins gehörte. Es wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff weitgehend zerstört. Ein kleiner Teil ist heute in das Sony Center integriert.

   
Hamburg, Wandsbek

Freud besucht seine spätere Frau Martha Bernays, die in Wandsbek lebt. Während seiner Besuche dort, wohnte er im alten Posthaus. Am 13. September 1886 heiratet Freud Martha Bernays im Rathaus von Wandsbek (Ziviltrauung). Am 14. September findet die jüdische Trauung statt. Danach ging es auf Hochzeitsreise nach Lübeck und Travemünde. Und dann nach Wien.

   
Bayern, Deutschland

Freud besuchte auch Deutschland öfters; unter anderem besuchte er verschiedene Orte in Bayern, wie zum Beispiel im Jahr 1898, als Freud und seine Schwägerin Minna eine Rundreise durch Bayern, Tirol und die Schweiz machen. Im September 1903 ist Freud ein paar Tage in München, bis er wieder mit Minna von dort durch Bayern und Südtirol reist. Davor treffen Freud und seine Gattin Martha Wilhelm Fließ in München im August 1894.

Auch sonst ist Freud häufig in München anzutreffen. Manchmal kommt er nur nach München, weil er auf der Durchreise ist (1909 auf seinen Weg nach Bremen, 1912 auf der Durchreise nach Bozen, 1914 als er und seine Frau Martha auf dem Weg nach Wien sind, 1915 fährt er über München und Berlin zu seiner Tochter Sophie nach Hamburg).

München war allerdings nicht immer nur eine Station auf seinen Reisen:
Im Dezember 1910 trifft er sich dort mit Eugen Beuler und danach mit Carl Gustav Jung.
1912, nachdem Freud Binswangen in Kreuzlingen (Schweiz) getroffen hatte, besucht Freud Leopold und Babette Löwenfeld in München.

Am 24. November 1912 ist Freud für mehrere Tage in München wo eine Obmännerkonferenz (Karl Abraham, Jan van Ophuijsen, Ernest Jones, Franz Riklin und Leonhard Seif) stattfindet. Unter anderem beschließen sie die Gründung einer "Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse". Freud hatte während dieser stundenlangen Konferenz einen Ohnmachtsanfall vor Jung (Freud hatte schon früher im selben Zimmer „ähnliche Symptome“). Nach der Sitzung machen Freud und Jung zusammen einen Spaziergang, um sich auszusprechen. Trotzdem kommt es zum endgültigen Bruch zwischen Freud und Jung im Jahr 1913, während dem IV. Internationalen Psychoanalytischen Kongress, der ebenfalls in München stattfand (5-9 September). Während diesem Kongress, hält Freud zwei Vorträge - einen über "Die Disposition zur Zwangsneurose" und den anderen "Zum Problem der Neurosenwahl".
Während diesem Kongress macht Lou Andreas-Salomé Freud und Rilke miteinander bekannt. Zusammen mit Sándor Ferenczi und Viktor von Gebsattel verbringen sie sehr viel Zeit miteinander. Außerdem haben Lou Andreas-Salomé und Freud ein vertrauliches Gespräch miteinander, als sie im Münchner Hofgarten spazieren.

Er besuchte allerdings nicht nur München, während seiner Reisen, denn er besuchte z.B. auch seine Schwiegermutter Emmeline Bernays (1897,1898 und 1899), die in der Nähe von Bad Reichenhall wohnte.

Freud macht 1901 mit seiner Familie Urlaub am wunderschönen und nicht weit entfernten Thumsee (1901), bzw. machte er schon Jahre davor mit Fließ eine Wanderung über Reichenhall und Berchtesgaden. Freuds Kinder sind mit seiner Frau Martha, oder auch mit seiner Schwägerin auch ohne Freud in Berchtesgaden auf Urlaub (1899). Währenddessen macht Freud einen Kurzurlaub am Königssee. Als Freud im selben Jahr in Berchtesgaden Urlaub macht, beendet er das Literaturkapitel der Traumdeutung und schickt das erste Kapitel an Wilhelm Fließ zum Korrekturlesen.
Alexander Freud kommt für ein paar Tage im August nach Berchtesgaden. Allerdings war er nicht der einzige Besucher. Die Familie Breuer wohnt zu dieser Zeit auch dort und Freud trifft sich fast täglich mit Josef Breuer, wenn er nicht gerade an seiner Traumdeutung schreibt.
Während seines Aufenthaltes, hat Freud öfters Migräneanfälle und Herzschwächen, trotzdem beendet er das Manuskript der Traumdeutung, bevor er Ende September Berchtesgaden verlässt (seine Familie bleibt noch ein paar Tage länger).

1902 macht Freud nochmals Urlaub dort - allerdings in der „Villa Sonnenfels“ und während Freud 1908 in Salzburg ist, besichtigt er zum ersten Mal Dietfeldhof in Berchtesgaden. Er kehrt im Juli 1908 nochmal zurück, um den Urlaub dort zu verbringen. Er schreibt dort sowohl an der Krankengeschichte vom Kleinen Hans, als auch an diversen Aufsätzen "Über infantile Sexualtheorien" und "Allgemeins über den hysterischen Anfall". Ferenczi besucht ihn dort (Freud hofft, dass sich seine Tochter Mathilda mit Ferenczi verlobt).
Als Freud ein paar Wochen im Jahr 1922 in dem mittlerweile zerstörten „Pension Moritz“ in Berchtesgaden verbringt (zu dieser Zeit trifft er Arthur Schnitzler) unternimmt er auch einen Ausflug nach München.
Auch im Jahr 1929 macht Freud wieder Urlaub, in Berchtesgaden und zwar im Haus Schneewinkellehen unweit des Königssees. Während seines wochenlangen Aufenthaltes, besuchten ihn mehrere Leute: Ernest Jones und seine Frau, David Brunswick und Sandor Ferenczi. Freud arbeitet zu dieser Zeit an seinem Werk „Das Unbehagen in der Kultur“ (ursprünglicher Titel war „Das Unglück in der Kultur – Sein Chow-Chow Hund Lün wird in Salzburg von einem Zug überfahren).

Nürnberg war auch eine Stadt, die Freud öfters besuchte.
Im April 1897 trifft er sich dort mit Fließ, dem die Stadt allerdings nicht gefiel. 1903 fahren Minna und Freud von Nürnberg nach Bozen.
1910 reisen Freud und Ferenczi nach Nürnberg zum II. Internationalen Psychoanalytischen Kongress, wo Freud einen Vortrag über "Die zukünftigen Chancen der Psychotherapie" hält. Die Internationale Psychoanalytische Vereinigung wird mit Carl Gustav Jung als Präsident gegründet und Franz Riklin als Sekretär ebenso wie das "Zentralblatts für Psychoanalyse". Trotz der ersten Unstimmigkeiten zwischen Freud und Jung, schreibt Freud später über den Kongress: "Mit dem Nürnberger Reichstag schließt die Kindheit unserer Bewegung ab".

Vereinigtes Königreich

   
London

Freud besuchte Großbritannien nur zweimal, bevor er 1938 nach London emigrierte.
Seinen ersten Besuch nach Großbritannien unternahm er 1875. Dieser führte ihn nach Manchester, wo er seine Halbbrüder Philipp und Emanuel besuchte. Später erwähnt er diesen Besuch in seinem Werk „Die Traumdeutung“, da England etwas Märchenhaftes für ihn hatte. Auf Grund seiner Faszination für Oliver Cromwell, benannte er seinen zweiten Sohn Oliver nach dem englischen Staatsmann.

1908 war Freud ein weiteres Mal für 14 Tage in England und unternahm auch Reisen mit seinem Halbbruder Emanuel. Zuerst besuchten sie Blackpool und Southport, und verbrachten anschließend vier Tage in St. Anne´s, einem kleinen Seebad an der Küste von Lancashire. Ursprünglich wollten Sie auch noch die Isle of Man besuchen, konnten dies jedoch aufgrund des Wetters nicht tun. Sie tätigten einen weiteren Ausflug nach Manchester, um Phillip zu besuchen, danach reiste Freud alleine nach London. Ernest Jones schrieb später, dass Freud "...London einfach herrlich fand, und er voll des Lobes war über die Leute und über alles, was er zu sehen bekam; sogar die Architektur der Oxford Street fand seine Billigung (!). Er kaufte sich eine englische Pfeife, und die Zigarren waren wunderbar. Er gab eine lange Beschreibung des Hyde Park mit der Genauigkeit und Ausführlichkeit eines Baedeker; was ihm am meisten auffiel, war die ´märchenhafte Schönheit´ der Kinder...“

Seine zwei Besuche reichten nicht aus, um das Land wirklich kennenzulernen und es war sicherlich leichter für ihn im Sommer nach Italien zu fahren, statt nach England. Er schrieb jedoch im Juni 1938 an seinen Bruder Alexander: "Dieses England ... ist trotz allem, was hier fremd, sonderbar und beschwerlich ist ...  ein gesegnetes, ein glückliches Land, von wohlwollenden gastfreundlichen Menschen bewohnt, das ist wenigstens der Eindruck der ersten Wochen."

Nach dem Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland verhörte die Gestapo Anna Freud. Freud beschloss mit seiner Familie - mit der Hilfe von Prinzessin Bonaparte - nach London zu emigrieren.

Er lebte für kurze Zeit mit seiner Familie nach 39 Elsworthy Road, bevor sie nach Maresfield Gardens im Stadtteil Hampstead umzogen. Er arbeitete dort weiter an seinen Werken und im August erschien "Der Mann Moses und die monotheistische Religion".

Freud starb am 23. September 1939. Seine Tochter Anna lebte bis zu ihrem Tod 1982 in Hampstead. Nach ihrem Tod 1982 wurde es in ein Museum umgewandelt, das ihm und seinem Leben gewidmet wurde.

Belgien

   
Brüssel

Freud kam 1885 auf dem Weg von Wandsbek nach Paris auch nach Brüssel. Er selbst erzählte begeistert von seinen Eindrücken über die Stadt, welche er ohne Reiseführer erkundete.

Hier sind ein paar Eindrücke, die Ernest Jones später in seinem Buch aus einem Brief zitierte:

"Brüssel war wunderschön, riesige Stadt, herrliche Bauten, die Straßenaufschriften franz. u. vlämisch […] einen steilen Hügel kam, wo sich ein Gebäude zeigte, von einer Massenentwicklung u. Säulenpracht, […] Ich hielt es wirklich für den königl. Palast, […] Es war der Justizpalast. […] Oben weitergehend, kam ich bald in die Rue Royale u. nun folgte ein Fund den anderen, das Denkmal von Egmont u. Horn war das schönste.“

Griechenland

   
Athen, Griechenland

Im August 1904 besuchte Freud mit seinem Bruder Alexander die Hauptstadt Griechenlands im Zuge einer ihrer Reisen. Diese Reise musste durch die Arbeit von Alexander verkürzt werden und obwohl sie ursprünglich nach Korfu reisen wollten, beschlossen sie kurzer Hand auf Anraten eines Geschäftskollegen lieber mit dem LIod Dampfer von Triest nach Athen zu fahren.

Freud erzählt davon im Alter von 80 Jahren in einem Brief an Romain Rolland.

Der "Tempel des Hephaistos" hinterließ einen unvergesslichen Eindruck bei Freud. Alexander und er verbringen einen ganzen Tag damit die Akropolis zu besichtigen. Am nächsten Tag erledigen sie am Vormittag noch kleine Besorgungen, bevor sie mit dem Zug nach Korinth und später mit dem Schiff über den Kanal von Korinth nach Patras fahren.

Jahre später sagte er zu Marie Bonaparte, dass "die bernsteinfarbenen Säulen der Akropolis seien das Schönste, was er je im Leben gesehen habe.“

Seine Faszination mit Griechenland spiegelte sich auch in seiner Antikensammlung wieder, darunter waren unter anderem auch eine altgriechische Vase und eine Athene- Statuette, die ihm M. Bonaparte schenkte und eine griechische Marmorplastik, die er vom ital. Schriftsteller G. Papini überreicht bekommen hatte. Es befinden sich auch andere griechische Objekte in seiner Sammlung.

   
Korinth, Griechenland

Korinth ist der Ort, an dem der Sage nach Ödipus seine Jugend verbracht und von wo er sich auf den Weg gemacht hat, um über seine Herkunft zu erfahren und damit die Prophezeiung zu erfüllen. Schließlich erschlug er seinen Vater und heiratete seine Mutter. Jeder, der sich mit Sigmund Freud beschäftigt, oder auch nur von ihm gehört hat, weiß, dass Freud diesen Mythos heranzog, um den „Ödipuskomplex“ bzw. die Eltern-Kind-Konstellation zu definieren.

Als Freud mit seinem Bruder Alexander 1904 von Athen nach Korinth fuhr, beindruckte ihn diese Stadt jedoch nicht nur deshalb, sondern auch, weil er sich an den restlichen Mythos erinnerte: Ödipus erlangte erst die Macht über Theben als er das Rätsel der Sphinx löste.

„Wissen ist Macht!“ Für Freud war dies sicher auch ein Leitspruch, der sein Leben prägte.
1906 verliehen ihm seine Schüller sogar eine Medaille geschenkt von seinen Schülern, die diesen Aspekt wiederspiegelte:
Auf der einen Seite war sein Profi, auf der anderen das Abbild von Ödipus mit der Sphinx.

Kroatien

   
Brijuni-Inseln (ital. Brioni)

Freud, Otto Rank und Sandor Ferenczi verbringen einen kurzen Urlaub auf der Insel Brioni / Brijuni. Auf dem Hin- und Rückweg besuchen sie auch die Stadt Pola/Pula.

Diese Inselgruppe befindet sich vor der Küste der historischen Region Istriens in der kroatischen Adria. Die Inseln wurden 1797 Teil des österreichischen Küstenlands – davor waren sie venezianisch, bis sie 1893 von dem österreichischen Industriellen Paul Kupelwieser gekauft und bewohnbar gemacht wurden. Die größte Insel heißt Veliki Brijuni. Die Inseln selbst wurden schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt, allerdings war um 1900 auf den Inseln Malaria verbreitet und nur dank Kuppelwieser, der Robert Koch die Insel als Ort anbot, um Malaria zu erforschen gelang es Koch diese auf der Inselgruppe auszurotten.  

Kuppelwieser errichtete Hotels, baute Wege, importierte Tiere, betrieb Weinbau und schaffte in Folge einen modischen Kurort, der in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ein Treffpunkt für den Adel, Industrielle, Künstler und das gehobene Bürgertum war.

Während dem Ersten Weltkrieg war die Insel ein U-Boot- Stützpunkt der k.u.k. Kriegsmarine.

Von 1918 bis 1943 gehörte die Inselgruppe zu Italien und nachdem sich die Familie Kuppenwieser hoch verschuldet hatte, übernahm der Staat die Inseln, bis  sie 1943 die Deutschen besetzten und sie in Folge dessen 1945 bombardiert wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Insel Teil Jugoslawiens, bzw. später mit dem großflächigen Istriens Teil Kroatiens. Staats- und Parteichef Tito hatte eine seiner Residenzen dort und empfing gerne Staatsbesuche und Hollywoodstars.

1983 wurde die gesamte Brionische Inselgruppe unter Naturschutz gestellt. Seitdem kann man die Inseln nur noch im Rahmen geführter Touren besuchen.

U.S.A.

   
New York City, New York
Worcester, Massachusetts

1909 Granville Stanley Hall, erster Präsident der Clark Universität, war einer der ersten Psychologen, der die Psychoanalyse anerkannte und lud Jung und Freud zu einer Konferenz im September ein (Freud hatte die erste Einladung aus finanziellen und zeitlichen Gründen abgelehnt), die zur 20-Jahr Jubiläumsfeier der Universität stattfand.

Freud, Jung und Ferenczi legen mit einem Dampfer von Bremerhafen am 21. August ab. Jung und Freud versuchen während der Fahrt sich ihre Träume gegenseitig zu analysieren. Hier kommt es zu Konflikten zwischen Jung und Freud (Freud will nicht „seine Autorität aufs Spiel zu setzen").

Nach der Ankunft am 29. August besichtigt Freud in den nächsten Tagen die Stadt. Er besucht unter anderem das Metropolitan-Museum, Hammersteins Dachgarten, die Columbia-University, das American Museum of Natural History und er besucht sogar ein Kino. Außerdem zeigt Abraham Brill, (er und 15 seiner Ärztekollegen gründeten 1911 die „Psychoanalytische Vereinigung New York“) ihm Chinatown und das jüdische Ghetto bevor sie zusammen mit Jung einen Spaziergang im Central Park machen.

Am 4. September fahren sie mit dem Dampfer nach Fall River (bei Newport), wo sie die Eisenbahn über Boston nach Worcester nehmen.

Vom 7. bis 11. hält Freud jeden Tag eine Vorlesung an der Clark Universität und erfährt dort ein breites Interesse an seinen Lehren. Am Ende der Konferenz bekamen er und Jung einen Ehrendoktor-Titel verliehen. Bis heute erinnert eine Statue vor dem Haupteingang an Freuds Besuch. Dieser Besuch markierte den Beginn der psychoanalytischen Forschung in den USA.

Freud besuchte auch die Umgebung in den folgenden Tagen, die Niagarafälle, See Quinsigamon Buffalo, Lake Placid. Freud, Jung und Ferenczi fahren auch nachdem sie von William James und Putman eingeladen wurden nach Keene Valley am Fuße des Giant Mountain. Über Albany fahren sie zurück nach New York, wo Freud sich noch mit seiner Schwester Anna trifft, bevor er am 21. September mit der „Kaiser Wilhelm Der Große“ zurück nach Bremen fährt.

Später schreibt Freud über Amerika:
In Europa fühlte ich mich wie geächtet, hier sah ich mich von den Besten wie ein Gleichwertiger aufgenommen. Es war wie die Verwirklichung eines unglaubwürdigen Tagtraumes, als ich in Worcester den Katheder bestieg, um meine «Fünf Vorlesungen über Psychoanalyse» abzuhalten. Die Psychoanalyse war also kein Wahngebilde mehr, sie war zu einem wertvollen Stück der Realität geworden. (ders., 1924/1999, S. 78)

Die Falldarstellung des "Rattenmannes" und die Geschichte des „kleinen Hans“ erscheinen in diesem Jahr.

Frankreich

   
Paris, Frankreich
Freud reiste mehrmals nach Paris - das erste Mal im Oktober 1885, als er für 5 Monate ein Stipendium bekommt, um beim einflussreichen Neurologen Charcot zu studieren. Er besucht dort die Salpêtrière. Ursprünglich wollte er vor allem „das Studium der sekundären Atrophien und Degeneration nach infantilen Gehirnaffektionen“ erforschen. Diese Pläne änderten sich, als sein Interesse durch Jean-Martin Charcot an den Phänomenen Hysterie und Hypnotismus geweckt wurden. Freud bittet Charcot sogar darum dessen „Neue Vorlesungen über die Krankheiten des Nervensystems, insbesondere über Hysterie“ übersetzen zu dürfen.
Er schreibt über Charcot in einem Brief an seine zukünftige Frau Martha im November 1885:
„Charcot, der einer der größten Ärzte, ein genial nüchterner Mensch ist, reißt meine Ansichten und Absichten einfach um. Nach manchen Vorlesungen gehe ich fort wie aus Notre-Dame, mit neuen Empfindungen vom Vollkommenen.“

Später meinte Freud sogar, dass dieser Vortrag der Ausgangspunkt der Psychoanalyse gewesen sei.
Während seines Aufenthalts besichtigt Freud Paris. Er besucht den Louvre (mehrmals) und sagt über dessen ägyptische Abteilung, dass es für ihn »eine Welt wie im Traum« war. Außerdem besucht er die Quai d´Orsay, den Invalidendom, die Champs-Elysées, den Place de la Concorde und den Tuileriengarten. Der Obelisk auf der Place de la Concorde beeindruckt ihn sehr und er schreibt an Martha: "Denke Dir, ein echter Obelisk, mit den schönsten Vogelköpfen und sitzenden Männlein und anderen Hieroglyphen bekritzelt, seine guten dreitausend Jahre älter als das lumpige Volk um ihn herum."
Sein Lieblingsplatz in Paris ist der Turm von Notre-Dame.

1889 beim Internationalen Kongreß für experimentellen und therapeutischen Hypnotismus in Paris ist Freud wieder dort, aber diesmal mit Auguste Liebeault und Hippolyte Bernheim.

1910 machen Freud und Ferenczi einen kurzen Halt in Paris, bevor sie nach Mailand und später Florenz fahren.

Am 4. Juli 1938 auf der Flucht vor den Nazis, bleiben Freud, seine Frau Martha und seine Tochter Anna für einen Tag in Paris, bevor sie am Abend weiterreisten, um über Calais und Dover nach London zu gelangen. Prinzessin Marie Bonaparte, Ernst Freud und der amerikanische Botschafter Bulitt empfingen sie am Bahnhof.

Italien

   
Lavarone, Südtirol
"Wo der Klee im July erblüht"

Sigmund Freud verbrachte viele Sommer in Italien und genoß lange Spaziergänge in den Wäldern Trentinos. Das von einer atemberaubenden Landschaft umgebene Hotel du Lac in Laverone war für den Vater der Psychoanalyse Zufluchts- und Erholungsort. Das Hotel hatte ihm zuvor ein jüdischer Dichter, ein Freund seines Bruders Alexander, empfohlen, der sich im Krankenhaus liegend wünschte "noch einmal die blühenden Laburnum (Goldregen) in Lavarone“ zu sehen. Anfang September 1901 reiste er für ein paar Tage mit Marthas Schwester Minna nach Riva und erwähnt in einem Brief an Wilhelm Fließ, dass er dort auf Sigmund Mayer, Gustav Tschermak, Friedrich Jodl und Friedrich Dimmer traf. In den Jahren darauf besuchte er die Gegend mehrmals mit seiner Familie und verfasste dort 1907 das Werk "Der Wahn und die Träume in W. Jensens Gradiva“. Sein Sohn, Water Freud, erinnert sich in seiner Bigrafie „Mein Vater Sigmund Freud“ an die inspirierenden Wanderungen und Ausflüge mit seinem Vater. Der Psychoanalytiker Cesare Musatti würdigte Sigmund Freud im Jahr 1979 mit einer Gedenktafel und noch heute veranstaltet das Hotel du Lac jährlich psychoanalytische Kongresse des Studienzentrums Gradive, das 1990 in Gionghi gegründet wurde.

Bozen

1912 macht die Familie Freud Urlaub und trifft sich im Hotel Erzherzog Heinrich mit Sándor Ferenczi.

Karersee, Südtirol

1912 verweilte Freud in Karersee im damaligen Grandhotel. Er vertrieb sich seine Zeit mit Pilzesuchen im Karerwald. Außerdem ging er wandern und bewunderte den Rosengarten. Heutzutage gibt es weder das Hotel (wurde in Appartements umgewandelt) noch irgendwelche Gedenktafeln an seinen Besuch, nur in diversen Büchern über die Geschichte der Region.

   
Palermo, Sizilien

1910 sind Freud und Ferenczi für 5 Tage in Palermo. Dort wohnten sie im Hotel de France. Das Hotel wurde 1936 geschlossen. Nach dem II. Weltkrieg hat es die Universität Palermo gekauft und in eine Pension umgewandelt, die allerdings 1970 geschlossen wurde und erst viele Jahre später wurde das Gebäude renoviert. Im Jahr 2009 wurde es als Gästehaus speziell für ausländische Forscher wiedereröffnet.

Freud über Ferenczi: “Mein Reisebegleiter ist ein sehr lieber Mensch, aber etwas ungeschickt verträumt und infantile gegen mich eingestellt. Er bewundert mich unausgesetzt, was ich nicht mag, und kritisiert mich wahrscheinlich scharf im Unbewussten, wenn ich mich gehenlasse. Er hat sich zu sehr passiv und rezeptiv verhalten, alles für sich tun lassen wie eine Frau, und meine Homosexualität reicht doch nicht so weit, ihn dafür anzunehmen. Die Sehnsucht nach einer wirklichen Frau steigt sehr auf solchen Reisen.“
(Brief an Jung von Freud am 24. September 1910)

   
Sizilien
Während ihrer Zeit in Palermo (1910) haben Freud und Ferenczi mehrere Ausflüge gemacht, unter anderem nach Syrakus. Davor besichtigten sie aber noch den Tempel Segesta, die archäologische Ausgrabungstätte Selinunte und die Stadt Agrigent. Auch in der Stadt Castelvetrano waren sie (Freud vergisst den Namen später und führt dies als ein Beispiel einer Fehlleistung in seinem Zusatz bei "Psychopathologie des Alltagslebens").

Freud "Sizilien ist das schönste Stück Italien und hat ganz einzige Stücke des untergegangenen Griechentums erhalten ..."
(Brief an Jung von Freud)


   
Rom, Italien
Freud hat von Rom schon 1897 geträumt. Er erkennt, dass seine Sehnsucht nach Rom als „tief neurotisch“ bezeichnet werden kann. Er vergleicht sich sogar mit Hannibal (1897). Er studiert bereits 1898 die „Topographie“ von Rom ohne die Stadt jemals besucht zu haben.

Insgesamt besuchte er die "Ewige Stadt“ sieben Male: 1901, 1902, 1907, 1910, 1912, 1913 und 1923.
1901 fährt Freud mit seinem Bruder Alexander über Trient nach Rom, wo sie die Peterskirche, die Vatikanischen Museen, den Palatin, das Pantheon und die Kirche San Pietro in Vincoli mit der Moses-Statue des Michelangelo besuchen.

Sein zweiter Rom-Besuch - wieder mit seinen Bruder Alexander – dauerte nur einen Tag; aber vom dritten Besuch berichtet Freud seiner Familie ausführlich: "Heute war es wieder herrlich; Villa Borghese ist ein großer Park mit Schloß und Museum, der noch vor kurzem einem der  römischen Fürsten gehört hat, jetzt aber Eigentum der Stadt und allgemein zugänglich ist, denn der gute Fürst hat sich verspekuliert und musste alles für drei Millionen Lire verkaufen….“

Beim vierten Rombesuch im Jahre 1910 hatte er nur wenig Zeit seinem Reisebegleiter Ferenczi die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu  zeigen, da sie auf den Weg nach Sizilien waren. Allerdings reisten sie  1912 ein weiteres Mal zusammen nach Rom.

1907 besucht er Rom alleine, wo er - neben San Pietro in Vincoli - auch besonders häufig auf dem Palatin, seinem Lieblingsort in Rom, gestiegen ist. Er hat das Forum Romanum  besichtigt, sich in der Villa Borghese umgesehen (natürlich auch den Park) und ist auf den Gianicolo-Hügel hinaufgewandert, von wo aus man einen wunderschönen Blick auf Rom und den Vatikan hat. Er besuchte die Engelsburg, die Katakomben und natürlich die Vatikanischen Museen (Gradiva-Relief) und die Diokletianthermen.
1913 reisen Freud und Minna Bernays für zwei Wochen zusammen nach Rom. Es ist der längste Rom-Aufenthalt seines Lebens. Während diesem Besuch schreibt er die Vorrede zu „Totem und Tabu“ und entwirft eine Skizze „Zur Einführung in den Narzissmus“.
Doch neben allen Attraktionen, die Rom als Kunststadt bot, war die Beziehungen, die Freud zwischen dieser Stadt und seiner psychoanalytischen Arbeit (z.B. die Ausgrabungsstellen, die er wie Gedächtnisspuren ansah, die beim angeblichen Vergessen dennoch da sind; genauso die Topographie der ewigen Stadt).

Freud war das letzte Mal 1923 mit seiner Tochter Anna in Rom, welcher er alles zeigen wollte (er selbst war kurz davor noch operiert worden). Es war seine letzte Auslandsreise.

   
Neapel
Freud besucht Neapel mehrmals. Im Jahr 1902 war er mit seinem Bruder Alexander für einen längeren Aufenthalt in Neapel. Sie waren fasziniert von der Stadt - sie besuchen das archeologische Nationalmuseum- und Ihrer Region, wie zum Beispiel Pompeji, Amalfi, Salerno und Paestum.
Im Jahr 1910 mit Sandor Ferenczi auf ihrer Reise nach Sizilien.

Niederlande

   
Den Haag

Beim VI. Internationalen Psychoanalytischen Kongreß (1920) übernachteten Freud und seine Tochter Anna im Hotel "Paulez". Dieses wunderschöne Hotel wurde während dem II. Weltkrieg durch Bomben zerstört. Heute steht dort die U.S. Botschaft.

Österreich

   
Bad Gastein, Salzburg 
"Nur erholsame Ruhe und Vogelgezwitscher"

Schon 1916 beschreibt Freud Bad Gastein in Salzburg als „unmenschlich schön“. In der wildromantischen und historischen Gegend verfasste und arbeitete Freud an vielen seiner Werke. Im August übernachtete zusammen er mit seiner Frau und ihrer Schwester Minna in der Villa Excelsior - damals noch im Besitz des Bad Gasteiner Kurarztes Dr. Anton Wassing. Ein paar Jahre später liest er in der Villa zum ersten Mal Schopenhauer und feilt an seinem Manuskript zu „Jenseits des Lustprinzips“. Im Juli und August 1922 sind Freud und Minna auf Kur im Ort Bad Gastein, wo er den Werken „Das Ich und das Es" und "Bemerkungen zur Theorie und Praxis der Traumdeutung" arbeitet. Das Hotel war weiters Treffpunkt vieler Bekannter des Psychoanalytikers und berühmter Persönlichkeiten (u.a. Felix Deutsch, Kurt Redlich, Smith Ely Jelliffe, Leopold Königstein, Julius Tandler und Friedrich Adler) und so fiel es Freud schwer sich inmitten der malerischen Landschaft auf seine Arbeit zu konzentrieren. Das Hotel Excelsior war für Freud und ist bis heute der perfekte Ort, um sich bei "völligem Nichtstun und sanfter Langeweile“ vom stressigen Arbeitsalltag zu erholen.

   
Ossiacher See, Kärnten

1907 und 1923 machte Freud Urlaub im Grand Hotel Annenheim. 1971 kam dann das Ende des altehrwürdigen und geschichtsträchtigen Gebäudes – es wurde gesprengt. Nur das gut erhaltene Bootshaus aus Holz hat bis zum heutigen Tage überdauert und verströmt noch ein wenig Nostalgie!

   
Semmering, Niederösterreich

Freud reiste öfters zum Semmering, er wohnte 1928 im Grandhotel Südbahn. Nach dem II. Weltkrieg wurde der Betrieb zwar wieder aufgenommen, große Geschäftserfolge blieben jedoch aus. Das Südbahnhotel entsprach nicht mehr den neuersten Standards im Tourismus. Die Festspiele Reichenau bespielten in den Sommermonaten von 2000 bis 2010 das Gebäude, das mit seinen vergleichsweise wenigen im Haupttrakt verbliebenen Zimmern und vielen Sälen tatsächlich eher einem Theaterbau als einem Hotel gleicht.

   
Rax-Schneeberg-Gruppe an der steirisch-niederösterreichischen Grenze

Sigmund Freud war sein Leben lang ein begeisterter Wanderer; ob das jetzt in Form seines täglichen Spazierganges in Wien über die Ringstraße oder durch Wanderungen der diversen nahegelegenen Orte/Gebirge während seines Urlaubs stattfand. Er machte diese Ausflüge auch oft in Begleitung von Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen.

Die Rax, deren Gegend Freud öfters besuchte (Reichenau, Semmering, usw.), war überhaupt eine Gegend, die damals sehr beliebt war, da sie nur eine Bahnstunde südlich von Wien liegt. Leute wie Arthur Schnitzler, Gustav Mahler, Hugo von Hofmannsthal, Stefan Zweig, Franz Werfel, Hermann Bahr, Heimito von Doderer, Arnold Schönberg, Oskar Kokoschka, usw. sind alle zur Rax gefahren, um sich dort zu erholen. Dadurch dass auch Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse Ausflüge dorthin unternahm, bezeichnen einige die Rax, als den Schicksalsberg der Psychoanalyse.

Alleine in den Jahren 1889-1894 soll Freud während seiner Sommeraufenthalte in Reichenau bis zu dreimal wöchentlich die Rax bestiegen haben.

Darunter auch im August 1893 als er die Rax mit Oskar Rie besuchte. Oskar Rie war einer der ältesten Freunde von Freud und einer seiner Tarockpartner, außerdem verfasste er mit Freud einen Beitrag: (Klinische Studie über die halbseitige Cerebrallähmung der Kinder).

Während seines Besuches im Sommer 1893 hat Freud auch Aurelia Kronich kennengelernt, die die Tochter des Pächters vom Wirtshaus war, in dem Freud gerne Rast machte. Sie konsultierte ihn, aufgrund ihrer Ängste. Diese Begegnung hat Freud als Fall „Katharina“ in „Studien über Hysterie“ verewigt.

Im Juli 1891 machte Freud eine Klettertour mit Max Kassowitz (ein Kollege von Freud, unter dessen Leitung, Freud 1886-1896 Vorstand der Abteilung für Neurologie am Ersten öffentlichen Kinder-Krankeninstitut geworden war).

Er beschreibt eine seiner Wanderungen auf die Rax, mit seiner Frau Martha, in einem Brief an seine Schwägerin Minna 1891, wo er eine kleine Zeichnung skizzierte und den Aufstieg von der Prein über den Schlangenweg und den Abstieg über den Törlweg beschrieb.

Heutzutage gibt es auch mehrere Gedenktafeln, die an seine diversen Aufenthalte erinnern.

Tschechien

 
Příbor (deutsch Freiberg in Mähren)

Geburtsstätte von Sigmund Freud. Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 um 18.30 in Freiberg in Mähren (heute Přibor), Schlossergasse 117, als Sohn von Jakob und Amalie Freud (geb. Nathansohn) geboren.

   
Oloumoc (damals Olmütz)

Freud war im Zuge einer einmonatigen Reservistenübung der k.k.-Landwehr vom 10. August bis 10. September 1886 als Armeechirurg zu Manövern der Landwehr in Olmütz (heute Oloumoc) stationiert. In Folge dessen musste er seine Praxis schließen und die geplante Hochzeit mit seiner Verlobten Martha Bernays verschieben. Offizielle Entlassung aus dem Heeresdienst erfolgte erst am 31. Dezember 1887.

Er musste unter anderem an „absurden Schlacht-Inszenierungen“ teilnehmen, und Vorlesungen »Über das Sanitätswesen im Felde« halten. U.a.behandelte er einen paralytischen Patienten mit Arseninjektionen. Die körperlichen Anstrengungen versuchte er mit Hilfe von Kokain zu bewältigen.

Er schreibt an einen Brief an Breuer über seine Zeit dort: „… so möchte ich fragen, welcher anständige bürgerliche Mensch daran denkt, eine seiner Tätigkeiten auf die Zeit von drei bis halb vier Uhr morgens zu verlegen. Wir spielen immer Krieg, einmal sogar Festungsbelagerung, und ich spiele dabei Sanität und teile Zettel aus, auf denen greuliche Verwundungen verzeichnet sind. Während mein Bataillon im Sturm anrückt, liege ich auf irgendeinem Steinacker mit meinen Sanitätsleuten, es wird blind geschossen und blind geführt, der General reitet dann vorüber wie gestern und sagt: »Landwehr, Landwehr, wo wärst Du, wenn die scharfgeladen hätten; nicht ein Mann stünde mehr da.«…[…].. Ein Offizier ist ein jämmerliches Wesen, jeder beneidet den Gleichgestellten, tyrannisiert den Untergebenen und fürchtet sich vor dem Höheren, und je höher er selbst ist, desto mehr fürchtet er sich. Es ist mir überhaupt zuwider, auf dem Kragen geschrieben zu haben, wieviel ich wert bin, als ob ich ein Stoffmuster wäre. Und doch hat das System seine Lücken.“

Er besuchte während seiner Zeit dort auch immer wieder den Ort Olmütz: „…Das einzig Erträgliche in Olmütz ist ein großstädtisches Café mit Eis, Zeitungen und gutem Gebäck. Meine Braut behauptet zwar immer, wenn ich das Eis lobe, es sei ›water ice‹ und nicht ›cream ice‹ und warnt mich davor.

Schlussendlich hat er über seine Zeit in Olmütz Resumé gezogen: „Die ganze Geschichte ist im Abklingen, wie Meynert sagen würde. In zehn Tagen fliege ich nordwärts und vergesse die tollen vier Wochen.“

2016 wurde zur Erinnerung an Freuds Aufenthalt in Olmütz, genau genommen beim schon oben genannten Café, eine Gedenktafel errichtet.


Sigmund Freud Museum SFU Belvedere 21er haus stuhleck kunsthalle
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