Sie lieben Psychoanalyse, schreiben gerne, haben einen wachen Geist und starke Worte?
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Geben Sie unseren Lesern einen Eindruck davon, was in der Szene grad vor sich geht!
Oder aber, wenn Sie ein Lesewurm sind und ab nun unsere LeserInnen mit Rezensionen "psychoanalytischer Bücher" erfreuen möchten, werden Sie doch eine(r) unserer RezensentInnen.
Falls Sie sich ernsthaft dafür interessieren, Teil unseres FEUILLETONs zu werden, dann schreiben Sie uns bitte an office@derwienerpsychoanalytiker.at Ihre Beweggründe und welche Ihre psychoanalytischen Qualifikationen sind!
Wir freuen uns auf Ihre Zeilen!
Horst-Eberhard Richter (1923-2011) war lange Zeit das deutsche Gesicht gesellschaftskritischer Psychoanalyse. Seine Erfahrungen in den Kriegsjahren, in denen er unter anderem als Wehrmachtssoldat an der Ostfront kämpfte, prägten seine späteren Arbeiten nach erfolgreichem Studium der Medizin, Philosophie und Psychologie. Als Psychiater und Psychoanalytiker war Richter Mitbegründer der Ärztlichen Friedensorganisation „International Physicans für Prevention of Nuclear Weapons“ (IPPNW), später ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis. >> weiter
Horst-Eberhardt Richters Buch beginnt mit der Erinnerung, dass Freud einmal gesagt hätte, dass die Psychoanalytiker es nicht vermeiden könnten, „die Gesellschaft gegen sich aufzubringen, weil sie ihr ihre eigenen Verdrängungen genauso vorhalten müssten wie jeweils den einzelnen Patienten, die ebenfalls gegen diese Aufdeckung Widerstand leisteten. Man müsse also als Psychoanalytiker die Bezichtigung in Kauf nehmen, dass man gesellschaftliche Illusionen und Ideale in Gefahr bringe.“ (Richter 2003, I) >> weiter
Vorweg
Das Buch gliedert sich in drei Teile (Theoretische Perspektiven, Entwicklungspsychologische Perspektiven und Klinische Perspektiven) und elf Kapitel. Schon die Einleitung ist so dicht, dass bald klar wird: ein schnelles Lesevergnügen wird es auf keinen Fall! Genauso dicht klingt der Weg den Fonagys AutorInnenteam einschlägt: das Buch soll eine Zusammenführung von verschiedenen umfangreichen Theorien, wie Mentalisierung, Affektivität, Modus der psychischen Ambivalenz, soziales Biofeedback, Erkenntnissen aus der Säuglingsforschung, Bindungstheorie, philosophische Ansätze über den Geist, falsches Selbst und vielen mehr sein. All dies wird bereits in der Einleitung angerissen.
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In Wien hat soeben das erste zeitgeschichtliche Museum Österreichs seine Pforten geöffnet. >> weiter
Viele Menschen fanden sich nicht ein, zum letzten Mittwochs Salon im Café Korb dieses Jahres. Vorgestellt werden sollte der Briefwechsel zwischen Ernst und Paul Federn aus den Jahren 1945 bis 1947, welcher von Diana Rosdolsky herausgegeben wurde. Die Atmosphäre war trotzdem angenehm und fast heimelig. Frau Rosdolsky selbst ließ sich entschuldigen, da sie mit Grippe zuhause bleiben musste. Ein Schicksal, dass sie wahrscheinlich mit einigen potentiellen Teilnehmern des Abends teilte. Leider konnte aber, wegen der Absenz von Frau Rosdolsky, nicht allzu viel über das Buch selbst berichtet werden, obwohl sich die Moderatorin Helga Felsberger sichtlich bemühte den Abend möglichst interessant zu gestalten. >> weiter
Womit habe ich mir das nur eingebrockt? - denke ich mir, während ich das Buch von Marga Löwer- Hirsch lese und mir schon im Geiste vorzustellen versuche, wie eine Rezension dazu wohl aussehen könnte.
Das Thema als solches halte ich für zentral in der Psychotherapie. Missbrauch ist Realität, ob in der Gesellschaft oder in der Therapie und es ist im Sinne der Aufklärung und Prävention wichtig sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Warum gehe ich dann jedoch innerlich auf Distanz während ich das Buch lese?
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Das Sigmund-Freud-Museum ist immer noch eine gutbesuchte Institution, zumal von TouristInnen. Sigmund Freud hat für viele Wien-Besucher immer noch eine gewisse Anziehungskraft.
Auch die aktuelle wechselnde Ausstellung dürfte für Touristen ein Anziehungspunkt sein. Passend zum Jubiläumsjahr der Wiener Moderne, welches dieses Jahr in Wien groß begangen wird, widmet sich die Ausstellung „Parallelaktionen“, den Literaten des sogenannten „Jung-Wien“, insbesondere Felix Salten, Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler, so wie der in Wien zur Zeit der Jahrhundertwende sowieso überall zentrale Karl Kraus, werden hier vorgeführt.
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Wie der Titel bereits erahnen lässt, beschäftigte sich der Kongress mit dem Tod und seinen vielen Facetten. Da die SFU mit der in der Ukraine ansässigen ECCP (European Confideration of Psychoanalytic Psychotherapies) kooperierte, war das russischsprachige Publikum klar in der Mehrheit. >> weiter
„Liebe und Sexualität“ von Masters und Johnson, erstveröffentlicht 1987 ist als „Klassiker der Sexualtherapie“ bekannt und wird heute schulenunabhängig in der Psychotherapie-Ausbildung gelehrt. Die Autoren leisteten Pionierarbeit in der Erforschung der menschlichen Sexualität. Das Buch gehört zu den etwas späteren Veröffentlichungen der Autoren, der Durchbruch war beiden bereits 1966 mit dem Titel „Die sexuelle Reaktion“ gelungen. >> weiter
Vorweg
Das 2018 erschienen Buch unterteilt sich in drei Teile: „Beseelte Objekte“ als erster Teil, eine theoretische Annäherung an das Spiel in der Psychoanalyse in fünf Aufsätzen und im dritten Teil drei Aufsätze des Autors über die Praxis der Gruppenanalyse bei Kindern und Jugendlichen. Umrahmt werden Teil 2 und 3 mit dem „Vorspiel“ und dem „Nachspiel“.
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Sogar Leon Eisenberg, der Entdecker des ADHS soll an seinem Sterbebett bereut haben, wie sehr er ADHS zu seinem Aufstieg und zu seiner Entwicklung verholfen hat. Vielmehr als die Neuropathologie, müsse man doch die psychosozialen Umstände der Kinder beleuchten.
Also alles bitte wieder auf Anfang!
Gestern Abend hat im Pool7, dem Veranstaltungsort des Grünen Kreis, der Wiener Psychoanalytiker und Erziehungsberater Prof. Helmuth Figdor seine Überlegungen zu ADHS vorgestellt. Die Veranstaltung war durch äußerst reges Interesse gekennzeichnet.
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Die Reihe „Psychodynamik Kompakt“ hat sich selbst große Ziele gesetzt: Mit Einführungsbänden im Taschenformat möchten die Herausgeber Inge Seiffge-Krenke und Franz Resch wichtige und aktuelle psychodynamische Fragestellungen beleuchten - theoretisch fundiert, sehr kurz und praxistauglich. In der Reihe erschienen bisher 53 Titel zu Grundthemen der Psychoanalyse (Kosten je zwischen 7,99€ – 10€), nun also vom Autor und Psychoanalytiker Helmwart Hierdeis, in der Grundausbildung Erziehungswissenschaftler, der aktuelle Band zur Traumarbeit.
Was erwartet mich?
Das Buch gliedert sich in fünf Kapitel und schließt mit Bildnachweisen und einem umfangreichen Literaturverzeichnis. Den Schwerpunkt bilden die ersten beiden Kapitel „Annäherungen“ und „Freuds Traumdeutung“, ...
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Bericht über den Besuch des 31. Symposions zur Geschichte der Psychoanalyse
Ich muss gestehen, dass ich mich zu Beginn eher auf ein langweiliges Ereignis vorbereitete. Denn ich kenne leider wenig Historiker_innen, die für die Didaktik ihrer Erkenntnisse – und seien sie auch psychoanalytisch - einen Sinn hätten.
Doch bereits der Ort, die alte Hörsaalruine neben dem Medizinhistorischen Museum der Charité, an dem dieses Symposium stattfand, besaß seine eigene Anziehungskraft.
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Vorweg
Das Buch beschreibt ausführlich die psychoanalytische Kurzzeittherapie mit Kindern (PaKT genannt), welche sich als „emotionsfokussierter Behandlungsleitfaden für Vorschulkinder und junge Schulkinder“ (S. 12) bzw. als „altersadäquates, manualisiertes psychodynamisches Interventionsprogramm für Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren mit Angst- und Depressionsstörungen“ (S.12) definiert.
Die Entwicklung dieses Leitfadens sollte auch dazu dienen Wirksamkeitsstudien psychodynamischer Psychotherapien im Kindesalter durchführen zu können.
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Auf den ersten Blick hat Star Wars wenig mit Psychoanalyse zutun. Allerdings sind Jedi auch nur Menschen und in diesem Fall zumeist recht schlechte elterliche Vorbilder. Leider ist Erwachsenwerden auch im Weltraum kein Kinderspiel. Die äußerst schwierigen Vater-Kind Beziehungen in Star Wars bieten ausreichend dramatischen Erzählstoff und so werden die Protagonisten, wie Shakespeares Hamlet, von der väterlichen Präsenz (oder dem Fehlen jener) in ihrem Leben nahezu verfolgt. >> weiter
Den Anlass für die Podiumsdiskussion „Wahrheit und Lüge“ gab die Kooperation der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien mit der rechtswissenschaftlichen Fakultät und dem Institut für Psyche und Wirtschaft. Nach einer ausführlichen Vorstelling der Teilnehmer begann Der Standard Redakteur Eric Frey mit der Moderation und warf die Frage auf, was die Lüge von der Wahrheit unterscheidet.
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Zur Einleitung der Herausgeber
Das aus sieben Beiträgen bestehende Buch tritt dazu an den strukturalen Ansatz Lacans für Psychotherapie, Psychiatrie und psychosomatische Medizin besonders hinsichtlich ihrer klinischen Bedeutsamkeit verwertbar zu machen. Dies beeindruckt insofern, als das Lacan’sche Werk größtenteils theoretisch rezipiert wird und seine praxisbezogene Interpretation sowie Vereinbarkeit mit psychoanalytischen Konzepten jenseits von Freud leider zumeist unbearbeitet bleiben. Hierzu Michael Meyer zum Wischen: „Im deutschsprachigen Raum wird das Werk Lacans oft als intellektuell unzulänglich angesehen, eher zur Philosophie gehörig und klinisch wenig brauchbar.“
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“We think in a different way as children. We tend to think around corners instead of in straight lines. Sometimes the shortest distance for a kid between two points is not a straight line and that´s the way we think in dreams.” (Stephen King)
ES ist weit mehr als seine Geschichte über einen mörderischen Clown. Clowns als Vermittler des Absurden wurden schon immer mit dem Finsteren assoziiert. Zumeist treiben sie den Spott über menschliches Verhalten ins Extreme und erinnern uns dadurch an unsere eigene Fehlbarkeit. Die selbstbewussteren Persönlichkeiten unter den Kindern haben Freude an dem Schauspiel, jedoch gibt es da auch immer die leicht unsicheren, schüchternen Jungs und Mädchen, die misstrauisch gegenüber dem unberechenbaren Possen sind. Vor allem Kinder, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind, neigen vor dem scheinbaren Fehlen und, im Falle des Clowns, vollständiger Aufhebung klarer Grenzen und kohärentem Verhalten, zurückzuscheuen, die sie an ihre instabilen Familiendynamiken erinnern. Gleichzeitig liegt die wahre Identität des Clowns im Dunkeln, versteckt hinter groteskem Make-up und verunsicherndem Lächeln. Freud schreibt dazu:
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Vorweg
Das Buch beschreibt das wissenschaftlich evaluierte Projekt „Erste Schritte“ zur Unterstützung der frühen Elternschaft bei Migrantinnen, die erst kürzlich nach Deutschland gekommen sind.
Neben der Herausgeberin gibt es noch elf Autorinnen (verschiedener Fachrichtungen), die in unterschiedlicher Weise in das Projekt eingebunden waren. Alle Autorinnen kommen in Textbeiträgen zu Wort: sie beschreiben Probleme und Hürden, die zu bewältigen gab, sehr berührende Erinnerungen oder Situationen in den Gruppensitzungen mit dem Müttern, teilweise psychoanalytische Theorie zu Flucht und Migration sowie die gesammelten Forschungsdaten.
Das Buch gliedert sich, neben Vorwort und Einleitung, in drei Teile: Mutter-Kind-Gruppen zur Unterstützung früher Elternschaft von Migranten, Abschiede und Erinnerungen und Forschung.
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Psychoanalytiker, Aktivisten und Politiker diskutierten Samstagabend unter der Moderation des Psychoanalytikers Avi Rybnicki über den Umgang mit dem Fremden im Rahmen von ZADIG mit Unterstützung des Vienna Psychoanalytic Seminars.
Die Brotfabrik in Favoriten war angesichts der Thematik gut gewählt und das Programm mit hochkarätigen Teilnehmern wie Lilia Mahjoub, Paul Lendvai oder Wolfgang Petritsch besetzt. Mit dem Forum sollte ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Rechtsextremismus gesetzt werden. Das klingt leicht verständlich, aber die Diskussion selbst war es nicht, was vermutlich auch an der großen Anzahl der Teilnehmer lag, die auf Grund ihrer unterschiedlichen Expertisen immer wieder einen gemeinsamen Nenner finden mussten. Das gelang streckenweise recht gut, aber oft hatte man das Gefühl, dass die Teilnehmer aneinander vorbeiredeten. Der Star des Abends und Gründer der Organisation ZADIG Jacques-Alain Miller war erkrankt und konnte nicht teilnehmen.
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On June 17 and 18, the workshop on “PARANOIA, PERSONALITY PATHOLOGY, AND PSYCHOSIS - Supervisions with Nancy McWilliams and Michael Garrett” took place in Rome, Italy, at the Fondazione Policlinico “A. Gemelli”. The event was organized by The International Institute for Psychoanalytic Research and Training of Health Professionals (I.I.P.R.T.H.P.) a nonprofit association that promotes the Courses in Psycho-Oncology at the Catholic University of the Sacred Heart (U.C.S.C.), in collaboration with the specialization school of Psychiatry and the Scuola Internazionale di Psicoterapia nel Setting Istituzionale (S.I.P.S.I.) whose students take care of cancer patients and their relatives during their clinical training, at the Policlinico “A. Gemelli”. >> weiter
Wie kann man sich erwehren bei einem solchen Thema als Zitat aus dem Buch die Fehlleistung zu wählen? "Auch auf Pythagoras ..., dem zufolge die komische Ordnung dem Zahlenspiel obliegt, bezieht sich Jung in seinen symbolträchtigen Ausführungen, insbesondere denjenigen über die Zahl Vier." (Seite 92).
Man gewinnt sogleich den Eindruck, dass die beiden Herren unsere werte Autorin schon zu lange verfolgt haben, wieso so wohl wählte man sonst zwei derart unsympathische Photos der beiden? Es folgt dann eine sehr akribische Arbeit, die fast immer lehrreich bleibt. Ihre dissertantischen Charakter schafft sie nicht gänzlich abzuschütteln, wo hingegen das Ende an Tempo gewinnt und unterhaltsamer wird. Eine geringfügige Kürzung hätte jedoch sicherlich nicht geschadet.
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Vamik Volkan (*1932) keeps on writing with a brilliant mind and broad experiences, always aware of the current issues in politics. Being born in Cyprus may explain his passion to keep on researching about large-group identities, immigration, political psychology and the unconscious origins of ethnic identities in conflict. Nominated for the Nobel Peace Prize he now publishes “Immigrants and Refugees” at Karnac – responding to the refugee crisis in Europe that “make(s) psychoanalytic investigation (…) a major necessity” (“About the book”, karnacbooks.com). As Regine Scholz writes in her endorsement: “This is the right book for the right time”.
What to expect?
“Immigrants and Refugees“ is divided into two parts: First, Volkan focuses on the situation of the immigrants, their traumas and experiences (76 pages). In the second part he gives a short overview about the situation in the host countries, the development of prejudices and fear (26 pages). Part I is divided in seven chapters while the second part consists of three chapters, which all have a length between three to 16 pages.
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Paula Heimann (1899-1982) war eine deutsch-britische Psychiaterin und Psychoanalytikerin. Sie floh 1934 aus Deutschland nach Großbritannien, wo sie einige Jahre eng mit Melanie Klein zusammenarbeitete. Neben beruflichen und privaten Verbindungen war Klein über einige Jahre auch Heimanns Lehranalytikerin. Paula Heimann wiederum war unter anderem Lehranalytikerin von Margarete und Alexander Mitscherlich. Ab 1949 deutet sich in den Texten Heimanns ihr Bruch mit Melanie Klein an; 1955 wird dieser dann vollends vollzogen.
Was erwartet mich?
„Gegenübertragung und andere Schriften zur Psychoanalyse“ fasst erstmals komplett auf Deutsch alle Texte von Paula Heimann in einem Band zusammen. Im Buch finden sich 24 Aufsätze, die chronologisch sortiert sind. Vorweg finden sich ein Vorwort für die englische Ausgabe und eine Einführung von der Herausgeberin Margret Tönnesmann – zudem eine Einführung zur deutschen Ausgabe von Werner Bohleber sowie ein Memoire zur Einführung von Pearl King. Das Buch beginnt somit mit umfangreichen Einleitungen (58 von insgesamt 473 Seiten), die eine erste Einordnung der folgenden Texte ermöglichen.
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Vorweg
Nachdem 2015 im selben Verlag die „Psychoanalyse des Jungen“ von Hans Hopf erschien, gab es in Rezensionen immer den Ruf nach einem Buchpendant für das weibliche Geschlecht. Seiffge-Krenke kommt diesem Appell jetzt nach und bezieht im Vorwort zu dem Buch folgendermaßen Stellung: „Ich habe lange gezögert – schließlich gibt es ja schon so viel über Weiblichkeit und Psychoanalyse, und dies seit Jahrzehnten: (…)“ Trotzdem fand Seiffge-Krenke eine Reihe an Themen, die in der Psychoanalyse noch wenig Beachtung fanden. So wurde wenig über die Tochter an sich, Freundschaftsbeziehungen, körperliche Entwicklungen oder spezielle Mädchenspiele geschrieben. „Insgesamt gibt es in der Psychoanalyse zwar viel über die Weiblichkeit, aber nur sehr wenig über Mädchen.“ (S. 52)
Buch
Der erste Blick ins Inhaltsverzeichnis verrät dem/der Leser_in dass das Buch einer durchdachten Linie folgt: Beginnend mit dem Wunsch ein Mädchen zu gebären und dessen gesellschaftlichen Besetzungen folgen die Kapitel den Entwicklungsstufen des Mädchens bis zur Adoleszenz. Danach folgen Ausführungen über die Beziehung von Mädchen zu Müttern, zu Vätern, zum Elternpaar, zu Geschwistern, zu Freundinnen, zum eigenen Körper und zur Sexualität. Dem Thema „Bindung“ wird ein eigenes Kapitel zuträglich, genauso wie ein Kapitel über Mädchen als Täterinnen und eines über die Vernachlässigung bzw. Gefährdung von Mädchen in anderen Kulturen. Abschließend findet sich ein Abschnitt über die Behandlungstechnik von Mädchen in der Psychotherapie.
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„Psychoanalytische Behandlungstechnik“ erscheint in der Kohlhammer Reihe „Psychoanalyse im 21 Jahrhundert“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, allgemeinverständlich und schulenübergreifend die neueren Bewegungen der Psychoanalyse vorzustellen. Diese Buchreihe wird weiterhin fortlaufend aktualisiert.
Wolfgang Mertens, Professor für Klinische Psychologie und Psychoanalyse, Lehranalytiker und Supervisor aus München, tritt in dem vorliegenden Buch als Autor und Herausgeber in einer Doppelfunktion auf.
Was erwartet mich?
Das Buch erscheint in nüchterner, dunkelblauer Aufmachung. Die sieben Kapitel beginnen jeweils mit einer Einführung ins Thema und einer Lernziel-Auflistung. Sie enden mit einer Zusammenfassung, Literaturhinweisen „zur vertiefenden Lektüre“ und „Fragen zum weiteren Nachdenken“. Die Kapitel selbst sind in verdichtetem Schreibstil, teils reell stichwortartig verfasst. So ist es dem Leser möglich, bereits in kurzer Zeit einen inhaltlichen Überblick zu erlangen, gleichzeitig ist ein vertieftes Einsteigen in einzelne Themen innerhalb dieses Buches nicht vorgesehen beziehungsweise nur über die weiterführende Literatur möglich.
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Es muss nicht alles perfekt sein. Das war die zentrale Botschaft der etwas trockenen Moderation Erik Poraths und des interessanten 90-minütigen Vortrags des Künstlers William Kentridge am Burgtheater (Wien) zu Ehren von Freuds Geburtstag. Diese Verteidigung der weniger guten Ideen wurde durchaus sympathisch, amüsant und einfallsreich dargeboten und gespielt. Kentridges Stärken liegen in seiner Authentizität und den beeindruckenden Visualisierungen. Mehr noch als die Kunst selbst, stand - ähnlich wie bei allen zeitgenössischen Künstlern- Kentridges Herangehensweise
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Freuds Untergang
Jürgen Kind, Autor des vorliegenden Buches, ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er ist zudem Lehr- und Kontrollanalytiker am Lou-Salomé-Institut in Göttingen und war über mehrere Jahre Abteilungsleiter der bekannten psychiatrischen und psychotherapeutischen Klinik Tiefenbrunn.
Was erwartet mich?
Es ist eine große Herausforderung, den Inhalt des vorliegenden Buches in kurzer, prägnanter Form zusammenzufassen – zu umfangreich erscheinen die auf 197 Quellenangaben basierenden Ausführungen Kinds. Letztlich reflektiert „Das Tabu“ auf 423 Seiten in fünf Teilen die Entstehungsgeschichte der Psychoanalyse mit Freud als zentraler Figur:
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Vorweg
Bereits im Vorwort wird klar, dass das Buch der Arbeit Winnicotts ein Denkmal setzten möchte. Um eines von „Winnicotts Kindern“ (so auch der Originaltitel) zu werden könne man dieses Buch nutzen. Die Beiträge also, als Anstoß für die eigene Praxis verwenden, Konzepte an die persönliche Arbeit anpassen oder verwerfen, sie in jedem Fall aber im Hintergrund behalten. An das Vorwort schließt sich ein Prolog und eine Einführung an, sowie ein Beitrag der Winncotts Biographie, WeggefährtInnen und seine Theoriebildung beschreibt. Das Buch gliedert sich in drei große Kapitel (Konzepte – Übergänge – Die äußere Welt), in denen sich Aufsätze von verschiedenen AutorInnen befinden.
Die AutorInnen arbeiten zum Großteil in Großbritannien und sind Mitglieder bzw. AbsolventInnen der British Association of Psychotherapists (BAP). Es soll ein Buch sein „in dem die Autoren frei über Winnicott und sein Denken assoziieren können.“
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„Das Versagen der Diplomatie“ beschäftigt sich auf 279 Seiten in 18 Kapiteln mit den Verbindungen zwischen Psychoanalyse und internationaler Diplomatie. Zu diesem Zweck beginnt Volkan in den Kapiteln 1-4 mit einem Überblick über wesentliche Begriffe und Definitionen, wobei der Beschreibung des Identitätsbegriffes ein besonderer Stellenwert eingeräumt wird. Kapitel 5-11 erklären in der Folge elementare Bestandteile einer Großgruppenidentität: Hier wird die Metapher einer Zeltplane aus sieben Fäden eingeführt, die die Mitglieder einer Gruppe (zum Beispiel einer Ethnizität oder einer Nation) umhüllt. Anhand dieser einzelnen „Fäden“ und anhand von Beispielen aus der internationalen Politik erklärt Volkan nun wesentliche Identitätsaspekte, wie z.B. generationsübergreifend weitergegebene Traumata oder die Bedeutung eines Führers.
In den Kapitels 12-18 werden die Erkenntnisse vertieft und auf ihre praktische Anwendbarkeit auf internationalem diplomatischen Parkett überprüft. Besondere Aufmerksamkeit bekommt dabei das vom CSMHI entworfene „Baum-Modell“ zur Entschärfung ethnischer Konflikte, dessen praktische Anwendbarkeit im Rahmen der inoffiziellen Diplomatie bereits in Estland, Zypern und Palästina erfolgreich erprobt wurde.
Volkans Schreibstil ist insgesamt sehr klar, präzise und für einen klinisch arbeitenden, psychodynamischen Psychotherapeuten gut verständlich. Zwar sind einzelne Sätze und Absätze mitunter recht lang – nach kurzem Einlesen ist der Leser dennoch inhaltlich gefesselt. Hilfreich sind dabei auch die vielen Beispiele aus der internationalen Politik, in denen Inhalte des vergangenen Nachrichtengeschehens noch einmal von einer psychoanalytischen Seite beleuchtet werden.
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Elle ist unerhört elegant und frech in stillen Momenten und provokativ in seiner Inszenierung von sexualisierter Gewalt. Der Film basiert auf einen Roman von Philippe Dijan und wurde von David Birke für die Leinwand adaptiert. Machtverhältnisse und die Psychologie seiner Protagonisten stehen im Zentrum von Elle. Paul Verhoeven verbindet mehrere Filmgattungen und stellt uns eine Vielzahl von Charakteren vor, die auf verschiedensten Ebenen in Beziehung zur Hauptfigur stehen. Zu Beginn wird die Protagonistin Michèle Leblanc Opfer einer Vergewaltigung ihres Nachbarn. Ihre Katze beobachtet die grausame Tat in ihrem Haus mit einer Gleichgültigkeit, die sich wie ein roter Faden durch den ganzen Film zieht. Nach der Vergewaltigung führt Michèle ihr Leben mit einer Rücksichtslosigkeit und Konsequenz fort, die den Zuschauer in Staunen versetzt. >> weiter
Genaugenommen ist Anna O., die sich von 1880 bis 1882 in Breuers Behandlung befand, eine protoanalytische Fallgeschichte. Die von ihr berühmterweise als talking cure and chimney sweeping bezeichnete Therapie war ganz auf Heilung durch Katharsis angelegt, ein Ansatz, den Freud bald aufgeben sollte. Zumindest war dies offizielle Version der Therapie, die zuerst durch Breuer, stärker aber noch durch Freud und dann durch Ernest Jones in seiner Freud-Biografie entwickelt wurde. Schon 1970 wurde diese Darstellung durch Henry Ellenberger korrigiert, der weder Breuers Behauptung eines erfolgreichen Therapieabschlusses noch die Beschreibung seines Vorgehens akzeptierte. Breuer habe nämlich mehr zu Hypnose und Morphiumrezepten gegriffen und das kathartische Sprechen als eher nebensächlich betrachtet. In der veröffentlichten Fallgeschichte wurden die Fakten dann umgedeutet, z.T. deswegen, um einen methodischen Gründungsanspruch geltend zu machen, der sich u.a. gegen die Behandlungsinnovationen von Pierre Janet wandte. >> weiter
Objektbeziehungen in Form positiver affektiver Bindungen sind nicht nur ein wesentliches Hilfsmittel zur Bewältigung von Trauma, sondern bilden bisweilen auch ein Hindernis dazu. Zu diesem Ergebnis kommen die empirischen Forschungen des US-amerikanischen Psychiaters und Psychoanalytikers Dan Schechter, die sich vorrangig auf Untersuchungen in der Nachsorge von Familien, die von den terroristischen Anschlägen am 9. September 2001 in New York City betroffen waren, bezieht. Bei den Angriffen auf das World Trade Center haben etwa dreitausend Kinder einen Elternteil verloren, und zwischen dem überlebenden Elternteil und dem Kind entwickelte sich in Folge eine komplexe Dynamik, die nicht nur stützende, sondern auch traumaverstärkende Aspekte generierte. >> weiter
Psychoanalyse im Cyberspace von Alessandra Lemma und Luigi Caparrotta ist eine Sammlung von Beiträgen zu einem Themenbereich, der wohl, sofern ich dies als Laie beurteilen kann, Psychoanalytiker mehr und mehr beschäftigen wird: Welche Auswirkungen hat der zunehmende Internetkonsum auf die menschliche Psyche? Wie können Virtuelle Realität und neue Kommunikationsformen wie Videotelefonie oder Email in die psychoanalytische Arbeit integriert werden? Insgesamt sieben Kapitel beleuchten diese überaus spannenden Themen.
Das erste Kapitel setzt sich mit der Integration von relativ neuen Technologien wie Videotelefonie oder Email in die psychoanalytische Arbeit auseinander. Glen Gabbard bringt im zweiten Kapitel ein Fallbeispiel, bei dem alternative Kommunikationsformen zusätzlich zum klassischen Setting, in diesem Fall Email, einen wertvollen Beitrag zur analytischen Arbeit gleistet haben.
Florence Guignard setzt sich im 4. Kapitel mit der psychischen Entwicklung in der digitalen Welt auseinander und kommt unter anderem zu folgendem zu denken gebenden Schluß, der wohl nicht von der Hand zu weisen ist: „Wenn es stimmt, dass jede Analyse vor allem darauf abzielt, den Patienten zum Symbolisieren zu ermutigen dann könnte es sein, dass unsere Fähigkeit zur Identifizierung mit den Kindern der nächsten Generationen einschneidenden Veränderungen ihres Weltbildes nicht gewachsen sein wird.“ (Florence Guignard, Seite 118)
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Vorweg
Das Buch entstand im Rahmen der achten Kinderanalytischen Konferenz des Mainzer Psychoanalytischen Instituts, welche Herr Traxl organisierte. Von ihm findet sich in diesem Buch die Einführung, allerdings kein eigener Beitrag. Die acht Beiträge von elf Autor_innen setzen sich alle mit der Bedeutung der Körperlichkeit im Entwicklungsverlauf von Kindern und Jugendlichen auseinander.
Buch
Wie in den meisten Sammelbänden unterscheiden sich die einzelnen Beiträge stark im Stil, deutlich sind hier aber auch die unterschiedlichen theoretischen Positionen zu erkennen. Ich möchte zu einigen Beiträgen Stellung beziehen:
Der erste Beitrag „Die Psychoimmunologie des frühen Traumas“ ist ein sehr schulmedizinisch eingefärbter Beitrag, welcher mir als Nicht-Medizinerin zum Lesen etwas schwer fällt. Im Fazit des Beitrags gibt es den Hinweis, dass „Krankheit kein abgeschottetes Element einer Lebensphase sei“. Diesen einfachen Satz, dachte ich mir beim Lesen, möchte ich für meine Praxis im Hinterkopf behalten.
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Prof. Dr. med. Karl König ist ein bekannter norddeutscher Psychoanalytiker. Er leitete über Jahre das Psychoanalytische Institut in Göttingen. In Büchern und Zeitschriften veröffentlicht er seit 1981 zu grundlegenden Konzepten der klinischen Psychoanalyse (Interventionstechniken, Übertragung und Gegenübertragung, Abwehr etc.).
Was erwartet mich?
„Abstinenz, Neutralität und Transparenz“ umfasst broschürte 190 Seiten, die in acht Kapitel unterteilt sind. Inhaltlich werden zunächst einige theoretische Fragen abgehandelt (Wie objektiv kann ein Psychoanalytiker überhaupt sein? Was ist objektivierende bzw. subjektivierende Abstinenz?). Dabei werden die Positionen namhafter Analytiker gegenübergestellt (Renik, Körner, Rosin,…) und somit ein entsprechendes Basiswissen geschaffen.
Im Mittelteil des Buches wird der Begriff der Neutralität näher beleuchtet und die verschiedenen, auch kontroversen Auffassungen der analytischen Schulen beschrieben. König benennt dabei die persönlichen Eigenschaften bzw. die Subjektivität des Psychoanalytikers konsequent als „Übertragungs-Auslöser“, die in jeder Behandlung reflektiert werden sollten. Darüber hinaus stellt er dar, inwieweit ein Therapeut eine Behandlung direktiv lenken darf und in welchen Settings dies vorwiegend nützlich oder notwendig werden könnte. Zentral bleibt auch Königs Feststellung, dass eine therapeutische Beziehung immer asymmetrisch bleibt - inwieweit diese Asymmetrie eher betont oder geleugnet werde, liege auch in der Persönlichkeitsstruktur des Analytikers verankert.
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Der Regisseur Sebastian Schug und Autor Robert Seethaler bringen den Bestseller-Roman "Der Trafikant" auf die Theaterbühne:
Wien 1937. Der 17-jährige Franz Huchel wird von seiner Mutter vom Land in die Stadt zu einem befreundeten Bekannten geschickt, um eine Lehre als Trafikant zu machen. Unter den Stammkunden der Trafik ist der berühmte "Deppendoktor" Sigmund Freud, mit dem sich der junge Mann anfreundet und Rat in Sachen Liebe sucht. Um die schwere Zeit der späten 1930er Jahre in Wien und um die Beziehungen der handelnden Personen miteinander soll es gehen.
Liest man das - sehr ansprechend gestaltete - Programmheft, möchte man meinen, es geht in diesem Stück um eine ernste Geschichte. Um schwere Kost. Um interessante Beziehungen. Aber weder die (Vor-)Kriegszeit wird in der Aufführung spürbar, noch irgendeine Art von Beziehung zwischen den handelnden Personen. Alles bleibt an der Oberfläche. Die Hauptfigur bemerkt an einer Stelle treffend: "es sind komische Zeiten". Was an der Geschichte komisch sein soll, fragt man sich während des 1. Aktes. Komisch im Sinne von witzig oder doch eher von verwirrend?
Zu Beginn entsteht der Eindruck, es handle sich um eine Komödie. Die vermeintlich ernste Handlung wird karikiert. Im weiteren Verlauf des 1. Aktes erinnert das Stück an einen psychotischen Zustand. Die/der Zuschauer/in wird im Sekundentakt mit unzähligen Rollenwechseln (fünf Schauspieler spielen 25(!) Rollen und agieren nebenbei als Bühnenarbeiter), Überzeichnungen, Bildern, Geräuschen, historischer wie zeitgenössischer Hintergrundmusik und vordergründigem Live-Gesang befeuert, die Darstellung ist größtenteils "komisch", ein ernster Hintergrund lässt sich durch die Reizüberflutung nur vermuten.
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Das Buch gliedert Frau Diem-Wille in fünf große Kapitel: Körper und Psyche der Latenz, Latenzzeit: Entwicklung des Denkens und des Lernens, Latenzkinder in Therapie, die Bedeutung des Lesens in der Latenzphase und Ausblick und Perspektiven.
Von Beginn an ist auffallend, dass das Buch sehr viele lebensinhaltliche und therapeutische Beispiele bereithält, was mir persönlich sehr zusagt. Das Buch liest sich daher sehr flüssig und angenehm, kurzen theoretischen Einführungen folgen meist Beispiele. Ebenso werden Zeichnungen von Kindern in der Latenzphase interpretiert, was einen sehr gegenstandsbezogenen Zugang zur praktischen Kindertherapie liefert. Ebenso lockert die Interpretation von Zeichnungen dazu ein, länger die Bilder zu betrachten und eigenen Gedanken zu folgen.
Am Beginn werden die körperliche, emotionale und psychosexuelle Entwicklung sowie die Entwicklung der Abwehrmechanismen beschrieben.
Sigmund Freud, Melanie Klein, Jean Piaget und Wilfried Bion
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Zu besprechen ist die neue Standardbiografie Freuds, denn als solche wird sich Alts Buch für die nächsten ein oder zwei Jahrzehnte etablieren. Einerseits ist das erfreulich, da diese Neupublikation detailreicher ist als die Lebensdarstellung Freuds von Peter Gay, die seit ihrem Erscheinen wohl die meistgelesene war. Andererseits wäre eine mutigere und oft auch theoretisch und klinisch versiertere Biografie wünschenswert gewesen, denn der Freud, den Alt uns präsentiert, kommt nicht nur in seinen Lebensumständen recht altbacken daher, sondern auch oftmals in seinen Texten. Eine solche Sicht fällt jedoch nicht selten hinter den Stand der Debatten über die Exegese des Freudschen Korpus zurück. Zwar schreibt Alt mit viel Sympathie für seinen Gegenstand, aber das immer noch Anstössige und Aufrührerische der psychoanalytischen Theorie und Praxis kommt nirgendwo recht zum Ausdruck.
Wer verlässliche Informationen zur Vita Freuds sucht, wird bei Alt fündig. Hier und da verweist er auf unpublizierte Briefe,
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Psychoanalytikerin oder Musikwissenschaftler? Die Frage, mit wem man es gerade zu tun hat, ist beim Symposium der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse und Musik nicht immer leicht zu beantworten. Und vermutlich ist genau das der Sinn der Sache. Wenn dann eine Stimme im Publikum die Vaterfigur in Schuberts Erlkönig zu verteidigen beginnt und dafür aus manchen Ecken des Saales bestätigenden Applaus erhält, lassen sich allerdings doch gewisse Schlüsse über die Verteilung der Berufsgruppen ziehen.
Das Thema, anhand dessen der Zusammenhang zwischen Musik und Psyche im Rahmen des diesjährigen 8. Symposiums beleuchtet werden soll, trägt ein verbindendes Element in gewisser Weise bereits in sich: Dazwischen. Die Pause in Musik und Psychoanalyse. Aber was ist das denn nun eigentlich, dieses „Dazwischen“?
Um dies zu ergründen, wird diskutiert und erläutert, musiziert und gelauscht, gelacht, geschwiegen und ab und zu mit den Augen gerollt. Ebenso mannigfaltig ist das Ergebnis. Wir erfahren über das gezielte Setzen von Pausen in den Kompositionen Beethovens als Ausdruck innerer Zerrissenheit eines Todkranken. Über die Pause als Abwehr und Unruhe, bis hin zur Pause als totales Verstummen. Wir lauschen der Pause bei Schönberg als Zeichen von Heimatlosigkeit, als Nichtwissen, wohin man gehört. Wir verstehen die Pause als Ausdruck von Zufriedenheit oder Fassungslosigkeit, die Pause als Erstaunen, als Geste des Mitleids und Bekundung von Schreck.
Ich scheine nicht die einzige Person im Raum zu sein, die aufgrund der unzähligen
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„Persönlichkeitsstörungen“ ist der sechste Band der Reihe „Störungen systemisch behandeln“. Es folgt auf (1) Posttraumatische Belastungsstörungen bei Kinder und Jugendlichen, (2) Störungsspezifische Systemtherapie, (3) Ängste von Kindern und Jugendlichen, (4) Schizophrenien und schizoaffektive Störungen und (5) Depression und Dysthymia. Sämtliche Bücher sind dabei nach dem gleichen Schema geordnet: Nach einer grundsätzlichen Beschreibung der Störung folgen die wissenschaftlichen Erklärungen systemischer, aber auch anderer Therapieschulen. Dann wird das systemische Vorgehen beschrieben und der Stand der empirischen Evaluation berichtet. Die Autorengruppe um Wagner, Henz und Kilian veröffentlicht erstmals in dieser Reihe.
Das Buch wendet sich laut Vorwort sowohl an systemisch arbeitende Kollegen als auch an nichtsystemische Behandler. Es hat das Ziel, die Bandbreite des systemischen Behandlungsspektrums aufzuzeigen und die entsprechenden Konzepte kompakt zu vermitteln. Zudem soll Systemikern ein „konstruktiver Umgang“ mit dem Begriff der „Persönlichkeitsstörung“ aufgezeigt werden.
„Persönlichkeitsstörungen“ wird auch als eBook erhältlich sein.
Was erwartet mich?
Das Buch ist nach der Einleitung in drei Hauptkapitel unterteilt: Zunächst wird auf 50 Seiten das klinische Erscheinungsbild von Persönlichkeitsstörungen beschrieben. Die einzelnen F60-Diagnosen werden jeweils samt Fallbeispiel kurz angerissen, Komorbiditäten, Epidemiologie und diagnostische Verfahren benannt. Für einen ausgebildeten Psychotherapeuten sind sämtliche Informationen gut bekannt.
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Vorweg...
Diese Zeitschrift erscheint im Brandes & Apsel Verlag vier Mal im Jahr. Die Serie begann im Jahr 1969 und erschien schon unter mehreren Titeln („Kind und Umwelt“ und „Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie“). Das Konzept wird auf der eigene Website wie folgt beschrieben: „Theorie und Praxis der Diagnostik, Rahmenbedingungen und deren Bedeutung für die Behandlung, Behandlungskonzepte und Techniken, störungsspezifische Interventionen und Therapie in besonderen Settings sind Inhalte der Zeitschrift. Die Beiträge vertiefen die Auseinandersetzung mit den verschiedenen psychoanalytischen Denkrichtungen und Theorieansätzen: der Triebtheorie, der Selbstpsychologie, der Objektbeziehungstheorie, der Bindungstheorie, den jungianischen, kleinianischen, postkleinianischen und intersubjektiven Ansätzen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie auch der psychoanalytischen Säuglingsbeobachtung, der Säuglings-Kleinkind-Eltern-Psychotherapie und der Arbeit mit Eltern und Beziehungspersonen.” Zwei von vier Heften jährlich erscheinenden Ausgaben sind Themenhefte.
Schwerpunktthema: „Facetten psychoanalytischer Begegnungen“
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Es ist eine Stärke des Autors Udo Boessmann, dass er sich in seinen Büchern elementaren Fragen des psychotherapeutischen Daseins widmet: „Berichte an den Gutachter schnell und sicher schreiben“, „Bericht abgelehnt, was nun?“ und nun also „Bewusstsein“. Der erste innere Stolperer bei dieser Aufreihung ist beim Lesen schnell überwunden – tatsächlich befasst sich „Bewusstsein“ mit absolut grundlegenden psychotherapeutischen Fragen. Zielgruppe sind dabei laut Einführung aber keineswegs nur Psychotherapeuten, sondern allgemein Interessierte.
Was erwartet mich?
Das Buch tritt streng strukturiert auf und ist nach der Begriffsdefinition in zwei unterschiedlich umfangreiche Hälften unterteilt: „Praktisch relevante Aspekte von Bewusstsein“ (27 Kapitel) und „Höhere Ich-Leistungen“ (7 Kapitel). Sämtliche Kernaussagen werden bereits in der Einleitung benannt und dann im Haupttext des Buches in den einzelnen Kapiteln weiter ausgeführt. An den Kapitelenden finden sich Zusammenfassungen sowie kurze Anmerkungen zu den praktischen Konsequenzen. Wissenschaftliche Ergänzungen und Quellenangaben sind direkt in den Fußnoten zu finden.
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Regisseurin Cordula Kablitz-Post zeichnet ein Portrait einer Frau, die ihrer Zeit um 100 Jahre voraus war. Eine Frau, deren Leben bestimmt ist vom Kampf um Gleichberechtigung und Freiheit in einer von Männern bestimmten Welt voller Konventionen, deren Wirken überschattet wird durch unkonventionelle Beziehungen zu berühmten Männern der Geschichte. >> weiter
Sigmund Freud beschrieb sich als Psychoanalytiker 1937 in „Die endliche und die unendliche Analyse“ als in einem von drei „unmöglichen Berufen“ – neben Erziehern und Regierenden: Man sei sich von Anfang an des ungewissen Ausgangs bewusst.
Dieses Zitat, an das der Titel angelehnt ist, ist bereits ein erster Hinweis auf den Inhalt: Tatsächlich stehen vorrangig die Psychoanalytiker im Fokus, die Kollegen anderer Verfahren werden eher am Rande erwähnt. Dies ist insofern auffällig, als dass von den drei Herausgebern nur Otto Kernberg klar der Psychoanalyse zugeordnet werden kann. Birger Dulz ist auf stationäre tiefenpsychologisch fundierte Borderline-Behandlungen spezialisiert, Jochen Eckert ist Gesprächspsychotherapeut.
Was erwartet mich?
Das Buch erscheint in nüchterner Aufmachung, die vielen dünnen Seiten blättern beim Lesen immer wieder schnell zurück. Die 609 Seiten sind in drei Hauptkapitel unterteilt: „Theoretisches“ (22 Artikel), „Institutionalisiertes“ (16 Artikel) und „Persönliches“ (21 Artikel). Umrahmt werden die Kapitel von einem Vorwort der Herausgeber (sehr lesenswert!) sowie zuletzt einem umfangreichen Autorenverzeichnis mit sämtlichen Kontaktadressen. Im Buch kommen 62 überwiegend namhafte Autoren zu Wort. Es entsteht der Eindruck einer vertrauten Autorengemeinschaft – und tatsächlich kennen sich mehrere Autoren untereinander persönlich.
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Foucault hat der Psychoanalyse vorgeworfen, sie zerre alles ans Licht. Die Couch, auf der nichts ungesagt bleiben soll, wird damit zum Instrument einer Disziplinargesellschaft, in der niemand den Anspruch auf Verborgenes, Ungesagtes und Geheimes mehr hat. Aufklärung wird zur Durchleuchtung, Analyse zur Ausspitzelung.
Ähnliches befürchtet der britische Psychoanalytiker Josh Cohen, der sich in dem Buch Lament mit der Photographin Bettina von Zwehl verbündet, um die Schatten zu retten. Die Belichtung des Unbewußten in der Analyse wie auch die des Films darf nicht in die Totalität der Sichtbarkeit abgleiten und damit die Privatheit zerstören. Kann also, fragt Cohen, eine Photographie die Schatten des Daseins eher beschützen als ausleuchten? Kann die Analyse Schatten zulassen? Kann etwas vom Schatten ausgesagt werden, oder muss er das Negativ der Sprache bleiben, das Negativ des Bildes?
Vier Beiträge winden sich in dem Buch Lament umeinander; zwei Texte von Cohen und zwei Photoserien von von Zwehl. Das Bildmaterial war kürzlich auch im Londoner Freud Museum zu sehen, wo die fünfzig stets anders zerrissenen Fragmente (The Sessions) des identischen Portraits eines jungen Mädchens im Treppenhaus hingen. Das Identische, so sehen wir, ist immer wieder anders, und es bleibt ewig unvollständig. Ebenso unvollständig sind die fünfzehn Silhouettenportraits von Frauen, auf deren Gesichter gerade genug Licht fällt, um sie als Individuen kenntlich werden zu lassen, aber die alle anderen Details in undurchdringlichen Schatten tauchen.
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Wir dürsten danach, nicht übersehen zu werden. Es soll uns ganz und heil machen, angeblickt zu werden. Vielleicht mit Bewunderung darüber, wie gut wir uns halten, wie solide wir dastehen, wie aufrecht wir davongehen. Und gleichzeitig erschrecken wir vor jedem Blick, der uns gefrieren läßt, uns auf unseren Ort fixiert, alles Leben um uns herum abgräbt und uns in eine Isolation stürzt, die die Starre des Todes ist. Gegen solchen Blick tragen wir unsere Amulette, Kleidung, Gesten, dunkle Brillen. Auf der Couch des Analytikers nicht angeschaut zu werden, befreit uns vom bösen Blick und erlaubt uns den Übergang von der Welt der Bilder zum immer freier werdenden Sprechen.
Im Konsultationszimmer von Anna Freud im Londoner Stadtteil Hampstead läuft derzeit ein Fries unter der Deckenstuckatur um den Raum. Unzählige Augenpaare von Frauen schauen herab, kein ganzes Gesicht ist zu erkennen, nur immer wieder neue Blicke. Das schmale Band ist Teil einer Installation der Londoner Photographin Bettina von Zwehl, die aus einer intensiven Beschäftigung mit dem Archiv von Anna Freud hervorgegangen ist. Behutsam, und dennoch insistierend, beiläufig, aber gesättigt mit dem Schrecken des Todes, so bringt von Zwehl das Imaginäre zurück in die Räume, in denen das Sprechen immer wieder den Triumph über die Medusa markieren soll. Wollen wir wirklich so angeschaut werden, wie es die Augenpaare unter der Decke demonstrieren? Ich würde mich am liebsten auf die Couch legen und losreden, Einspruch einlegen gegen diesen Einbruch in die geschützte, blicklose Sphäre der Analyse. Das Wort, das Wort, das Wort soll hier regieren, nicht das Auge.
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„Gib’s mir härter!“ Der Satz schafft seinen eigenen Kontext. Wir sind in der Pornographie. Wer spricht? Mit wem identifiziert sich der Hörer? Leitet das Gesprochene über zum Bild oder kann es im Bereich des Symbolischen verbleiben? Oder ist es nicht vielmehr Kennzeichen des pornographischen Diskurses in Bild und Text, Sprache und Imaginäreres durchqueren zu wollen, um sich ins Reale einzuschreiben, den Körper zu affizieren, ihn zum Ausdruck zu zwingen in Saft und Tumeszenz?
Karl-Josef Pazzini spricht im Fundus, der Berliner Fachbuchhandlung für Psychotherapie und Psychoanalyse, über Pornographie. Seine These: Porn ist eine Struktur, bevor sie zum Inhalt wird, der dann ideologiekritisch und soziologisch analysiert werden kann. Zuerst einmal aber sind die Analytiker gefragt.
Wie so oft antworten sie mit Fragen. Pazzini überlegt, ob Pornographie eine eigene Sexualität produziert, ob sie existierende Sexualität stützt, ob sie bereits vorhandene Bilder als ein Gefäß in sich aufnimmt oder solche Bilder erst schafft oder diese ersetzt. Pazzini fragt viel und präzise, antwortet weniger, regt hauptsächlich an, sich aus psychoanalytischer und bildtheoretischer Perspektive mit der Pornographie zu beschäftigen (der obszöne Text ist für ihn ohne Interesse). Seine Thesen reißen an, schlagen Diskursbrücken, hinterlassen eine Spur, aber finden nicht
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