Hier ist ein typischer Tag von Freud. Von Montag bis Samstag wachte Freud um 7 Uhr auf. Seine Frau Martha hatte zu der Zeit schon seine täglichen Sachen vorbereitet, von seiner Zahnbürste bis hin zu seinem Gewand. Nachdem er sich angezogen hatte, aß Freud sein Frühstück und dann saß er, während der FRISSEUR, der täglich zu ihm nach Hause kam, seinen Bart trimmte. Freuds Haushälterin Paula Fichtl führte die Patienten ins Wartezimmer in seinem Heimbüro in der Berggasse 19, wo Freud seine Patienten von 8 oder 9 Uhr früh bis 1 Uhr mittags sah. Um 1 Uhr mittags aß Freud eine große Mahlzeit, manchmal in der Gegenwart von Gästen und von 2 bis 3 Uhr ging er für einen flotten Spaziergang auf die Ringstraße – nicht ganz wie Kant in seiner Regelmäßigkeit, aber sehr nahe dran. Während diesen Spaziergängen, wo er oft eines seiner Kinder mitnahm, stoppte er für persönliche Angelegenheiten wie zum Beispiel Zigarren und Zeitschriften, oder er gab die Post auf. Hin und wieder trafen ihn auf dem Weg ein paar seiner freundschaftlichen Anhänger, die seinen täglichen Ablauf kannten, um mit ihn zu reden. Um 3 Uhr war Freud zurück im Büro, um weiter Patienten zu sehen, teilweise bis 9 Uhr am Abend. Danach kam ein spätes Abendessen, vielleicht noch ein Kartenspiel oder eine Konversation mit seiner Schwägerin Minna, oder vielleicht noch ein Spaziergang. Er ging noch einmal ins Büro, wo er seine Theorien bearbeitete, schrieb, lass und erforschte und seinen Tag beendete nachdem er seine oftmals voluminöse Korrespondenz erledigte. Mit der Zeit wurde Freuds Arbeit in 23 (in der Tat unvollständige) Bände gesammelt, während seine Korrespondenz, geschätzt auf ca. 35 000 Briefe, Posthum getrennt in mindestens zwei duzenden Büchern erschienen. Freuds Tag endete ca. um 1 Uhr früh – manchmal sogar später. Dann stand er wieder um 7 Uhr auf....