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(22.06.2016)
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Das zweckrationale starke und das tragische schwache Subjekt in der Gegenüberstellung

Das tragische Selbstverständnis enthält somit eine andere Subjektvorstellung als das zweckrationale Selbstverständnis, in dem die (Kognitive) Verhaltenstherapie begründet ist. Aus der Perspektive des tragischen Selbstverständnisses wird das Subjekt im zweckrationalen Selbstverständnis einerseits in seiner Selbstverfügsamkeit, Selbsttransparenz und Selbstmächtigkeit überschätzt und andererseits in seinen subtileren Ausdrucksformen unterschätzt, übersehen und überhört:

-) Die Orientierung an einem starken zweckrationalen Subjekt in der Verhaltenstherapie verbunden mit der Annahme, dass das Subjekt in der Verfolgung seiner ihm bewussten Ziele aufgeht, macht plausibel, dass Verhaltens- und Erlebensmuster als Störungen aufgefasst und auf Störungen zurückgeführt werden, wenn das Subjekt seine bewussten Ziele nicht mehr zu realisieren schafft. Aus der Perspektive eines tragischen Selbstverständnisses hingegen erscheint eine solche Abspaltung des Subjekts von seiner Störung fragwürdig. Indem es unterstellt, dass der Mensch nicht Herr im eigenen Haus und nicht in der Verfolgung seiner rationalen Ziele aufgeht, mutet und gesteht es dem Patienten zu, in der äusserlichen Störung auch Intentionen zu verfolgen, die im oberflächlich angelegten Bedeutungszusammenhang vielleicht nicht kenntlich sind.

-) Indem das zweckrationale Selbstverständnis der Verhaltenstherapie eine Realität entwirft, die vom Subjekt prinzipiell durchschaubar und dadurch steuerbar ist, muss sie den äusserlichen Verlust dieser Steuerungsfähigkeit der Realität auf Defizite in der adäquaten Realitätswahrnehmung zurückführen. Das tragische Subjektverständnis behauptet eine solche Domestizierbarkeit der Welt qua Ratio nicht. Im Gegenteil unterstellt es dem Subjekt, in seiner individuellen Störung auf verdrängte anthropologische Befindlichkeiten und Bedürfnisse zu reagieren. Hinter dem, was in der Verhaltenstherapie als inadäquate Realitätswahrnehmung bezeichnet wird, steht demnach, um mit einem Ausdruck von Holzhey-Kunz (2002) zu sprechen, die «ontologische Hellhörigkeit» des Patienten....



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